Auf einer Reise nach Karlsbad war es, noch zu Zeiten des Arbeiter- und Bauernstaates, als ich einen Spaziergang auf einen der umliegenden Hügel unternahm. Oben angekommen, breitete ich in Erwartung frischer Luft die Arme aus und holte ganz tief Atem. Das hätte ich besser nicht getan: War unten die Luftqualität noch einigermassen, so füllten da oben sogleich Staub und Partikel aus einem benachbarten Kohlekraftwerk meine Lungen. Ich hustete mir fast die Lunge aus dem Leib und machte mich schnell auf den Abstieg. Dabei hatte ich doch eben an der Zukunft geschnuppert, die uns die Internationale Energieagentur heute, im Jahr 2013, voraussagt. Denn der Energieträger Nr. 1 der Zukunft ist nicht das Erdöl, nicht die Wasserkraft, nicht die Sonnen- oder Windenergie (trotz allen Subventionen) und auch nicht die Erdwärme. Und schon gar nicht die Atomenergie, da seien Angela Merkel und Doris Leuthard mit ihrer Energiewende davor! Was bleibt noch? Es ist die Kohle, die in nächster Zukunft den steigenden Energiebedarf der Welt decken soll. Das prophezeit die ideologisch eher unverdächtige Energieagentur. Eine Energiewende der besonderen Art! Allein aus den 140 deutschen Kohlemeilern entweicht nicht nur eine ungeheure Tonnage an Treibhausgasen, sondern jede Menge anderer hochgiftiger Stoffe. 3100 vorzeitige Todesfälle pro Jahr mit 33 000 verlorenen Lebensjahren errechnete eine Greenpeace-Studie allein für Deutschland. Pro Jahr!
Nur im Flüsterton wagen wir von einer amerikanischen Studie zu berichten, die berechnet hat, dass die Atomkraft im Vergleich dazu imstande ist, Millionen solcher vorzeitiger Todesfälle zu verhindern. Das kann man nur mit Blick auf virtuelle Atomkatastrophen wegrechnen – oder, wie die deutsche Anti-AKW-Alarmsirene Claudia Roth, indem man die gegen 20 000 Fukushima-Toten stracks der Atomkraft zuschreibt und nicht dem Tsunami.
Das muss wohl so sein: Wer die Menschheit von allen künftigen Gefahren erretten muss, kann sich nicht auch noch um die Gegenwart kümmern.