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Hier spricht der Geist Roland Baaders

Hier spricht der Geist
Roland Baaders

 

 

Ende März sprang ein Buch aus dem Stand auf Platz 2 der deutschen Sachbuch-Bestsellerliste des «Spiegels», mit dem nur wenige Beobachter gerechnet hatten. Der 57jährige Risikospezialist Markus Krall geht darin mit Wirtschaft, Gesellschaft und Politik unmissverständlich hart ins Gericht.

Somit ist Krall aktuell der erfolgreichste libertäre Autor im deutschsprachigen Raum seit Roland Baader. Nun ist Markus Krall in diesem Jahr auch Träger des Roland-Baader-Preises, insofern ist der Vergleich nicht gänzlich verkehrt. Beide haben neben einer ähnlichen Tonalität zudem gemeinsam, dass sie die Einschätzung der ökonomischen Lage – beide sind Anhänger der Österreichischen Schule und Hayeks – als Ausgangspunkt nehmen, um auch auf die faulen Stellen in sonstigen Lebensbereichen hinzudeuten. Sie sind Wirtschaftsautoren mit sozialphilosophischem Anspruch. Da sie zugleich von dem Anspruch getrieben sind, höhere Standards einzufordern, als sie derzeit gegeben sind, sind sie auch Trainer; sie argumentieren mit Prinzipien und wollen dem Leser nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit sagen, wenn nötig auch in zugespitzter, für manchen vielleicht zu expliziter Form. Der Leser spürt, dass es hier ums Eingemachte geht.

«Die bürgerliche Revolution» ist Streitschrift, Abrechnung und Ordnungsruf, sicher aber kein kuschelpädagogisches Schattenboxen. Bei Krall lernt selbst der ökonomisch nicht bewanderte Leser: Irgendwie ist in unserem System der Wurm drin. Die Gesetze der Schwerkraft sind scheinbar aufgehoben, egal, ob es um Budgetfragen, korrekte Bilanzierung oder laxe Bildung geht. Entweder haben die Linken recht, die ständig von entfesselten Märkten sprechen, oder ein Markus Krall, der in der Tradition Baaders eine anhaltende Grundkontamination der Gesellschaft mit sozialistischen Denkmustern ausmacht. Insofern muss man Kralls Buch als das derzeit deutlichste (und erfolgreichste) Gegenangebot zum klassisch-linksmedialen Mainstream einordnen. Krall möchte zurück zu den «wahren Werten»: Eigentum, persönliche Freiheit, Familie, Religion, den Prinzipien von Erfolg und Verantwortung, dem Leitbild des «ehrbaren Kaufmanns», der auch im Alltag und in der Politik sagt, was er tut, und tut, was er sagt. Manchen mag das konservativ und reaktionär vorkommen (zumindest wird es noch ein Kunststück, die heutigen Millennials für solche Ideen zu begeistern), doch Krall treibt bei alldem die spürbare Sehnsucht nach der Durchsetzung der besseren Idee – und ein Unverständnis darüber, dass sich oft die zweit- oder drittklassigste Lösung durchsetzt.

Kralls Buch bleibt nicht auf der Ebene der kritischen Analyse stehen: Er will Wege aufzeigen, wie man die Ideen des klassischen Liberalismus, für den er steht, wieder in die breite Masse tragen kann. Sogar ein 100-Tage-Programm für eine liberal-bürgerliche Regierung stellt er vor, mit z.B. sofortigem Bürokratieabbau und einer Armee nach Schweizer Vorbild. In der von ihm mitbegründeten «Atlas-Initiative» (Ayn Rand blitzt auch sonst im Buch häufiger hervor) vereint er Ähnlichgesinnte. Vom Timing her hat er eine Punktlandung hinbekommen: Das Buch kommt just im Moment einer nahenden Wirtschaftskrise, die Krall – als spontaner Redner fast noch begabter denn als Schreiber – in den Monaten und Jahren zuvor in teilweise millionenfach geteilten YouTube-Videos vorhergesagt hatte. Dies kann nun auch der Mainstream nicht mehr länger ignorieren. Insofern: alles richtig gemacht.


Markus Krall: Die bürgerliche Revolution. Wie wir unsere Freiheit und unsere Werte erhalten. Stuttgart: Langen Müller, 2020

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