Hier ist’s aber sauber!
Ein Buch zu den Migrationsgeschichten hinter den Reinigungsarbeiten.
Ist es nicht herrlich, morgens ins Büro zu kommen und sich an blitzeblanken Schreibtischen, Fenstern, Glaswänden, Lampen, Spiegeln und Türklinken erfreuen zu können, obwohl es am Vortag mal wieder länger ging? Vom Anblick, der neulich nach dem Apéro herrschte, ganz zu schweigen. Wie schön, dass alles wieder glänzt! Dass die vermeintliche Zauberhand, die hier abends und nachts wischt, aufräumt und den Müll rausbringt, eine reale ist, wird viel zu oft vergessen – und ebenso, dass hierzulande ausgerechnet diejenigen für Sauberkeit sorgen, denen häufig nachgesagt wird, schmutzig zu sein.
Marianne Pletscher und Marc Bachmann haben im Limmat-Verlag das Buch «Wer putzt die Schweiz?» herausgegeben, das individuelle Migrationsgeschichten hinter dem Sprühwischer hervortreten lässt. Die Lebensläufe warten mit einigen Überraschungen auf – der aus Kurdistan stammende, Kant lesende Strassenkehrer, der orthodoxe Teilzeitpriester aus Eritrea, der einen Reinigungskurs absolviert –, die so gar nicht dem Bild entsprechen, das viele von vermeintlich «einfachen» Arbeitskräften haben dürften. Hervorzuheben ist diesbezüglich auch das beigefügte «Selbstgespräch mit Abschweifungen und Ausschweifungen» von Dragica Rajčić Holzner. Ein Einblick nicht nur in «Seelenlagen und individuelle Schicksale», wie Pletscher eingangs schreibt, sondern auch eine erhellende Bestandsaufnahme des hiesigen Arbeitsmarktes und der Schweizer Gesellschaft als solcher. (vsv)