Heteros für Palästina – und gegen Schwule
Die Gruppe «Queers for Palestine» sorgt bei der Zürcher Pride-Parade für Aufregung. Doch der eigentliche Skandal des Festivals liegt woanders.
Es gibt Momente im Leben, in denen das Unerklärliche plötzlich vollkommen verständlich wird. Nehmen wir die Gruppe «Queers for Palestine», die diesen Samstag an der Zürcher Pride-Parade teilnehmen will. Schon der widersprüchliche Name der Gruppe provoziert heftige Reaktionen.
Im Gespräch mit dem Schweizer Monat bezeichnete Steven Pinker «Queers for Palestine» als «die ultimative Absurdität». Der offen schwule FDP-Nationalrat Hanspeter Portmann hält nichts davon, dass die Pride dieses Wochenende von dieser Gruppe gekapert werden könnte. Er meint: «Wir Menschen der LGBTIQ-Community würden in Gaza unter Führung der Hamas verfolgt werden. Warum sollten wir uns also für diese Terrormiliz einsetzen?»
Doch was bedeutet es, queer zu sein? Laut Gareth Roberts, Autor von «Gay Shame: The Rise of Gender Ideology and the New Homophobia», lässt sich queer wie folgt definieren: «Ein Schimpfwort aus dem 20. Jahrhundert für Homosexuelle, das von der amerikanischen akademischen Welt umgewandelt wurde, um leicht verrückte und unkonventionelle Menschen wie Goths oder Marilyn Manson-Fans zu bezeichnen. Wird oft von heterosexuellen Nerds verwendet, in einem gescheiterten Versuch, modisch zu wirken.»
Mit anderen Worten: Queer ist das Etikett, das sich Heterosexuelle, die es nicht ertragen können, sich als homo-, bi- oder transsexuell zu identifizieren, gerne selbst aufkleben, um an der Opferolympiade der Identitätspolitik teilzunehmen. «Queers for Palestine» heisst also: Heterosexuelle für Palästina. Das zeigt sich auch daran, dass es (noch) keine Bewegung gibt, die sich «Homosexuelle für Palästina» nennt. Letzteres wäre das eigentliche Paradox unserer Zeit.
Hinter der Unterstützung Palästinas durch einige vorwiegend heterosexuelle Menschen verbirgt sich ein grösserer Skandal: der Aufstieg der neuen Homophobie, wie Roberts sie nennt. Homosexuellen Kindern, die eine Dosis internalisierter Homophobie in sich tragen, wird von Erwachsenen erzählt, sie seien in Wirklichkeit heterosexuelle Angehörige des anderen Geschlechts. Der Wechsel zum anderen Geschlecht wird dann oft mit Hormonblockern und Operationen begleitet, die viel Schaden anrichten, ohne wirklich etwas zu bringen.
Das ist der eigentliche Skandal der Pride: Wo sind die LGB-Menschen (auch Herr Portmann), die sich dieser neuen Homophobie, die an der Pride zelebriert wird, entgegenstellen? (as)