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Screenshot YouTube

Hanna Cash liebt den Staat

Die YouTube-Kunstfigur von Economiesuisse, Hanna Cash, preist den Staat, als stünde sie selbst im öffentlichen Dienst.

Im Wirtschaftsdachverband Economiesuisse versammeln sich 20 kantonale Handelskammern sowie Einzelfirmen und 100 Branchenverbände, von Swissmem über Swisscom bis zu Swisscigarette. Wenn nun so ein Verband hippe Videos produziert, dann stellt man sich vor, dass die Wirtschaft dabei gut wegkommt, der Staat aber möglicherweise etwas kritisch beleuchtet wird. Immerhin auferlegt er diesen Firmen Steuern, die ihren Gewinn schmälern, und macht sie bisweilen kirre mit bürokratischem Unsinn.

Aber weit gefehlt: Hanna Cash, eine YouTube-Kunstfigur, die Jugendlichen im Auftrag von Economiesuisse, Young Enterprise Switzerland (YES) und dem Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St. Gallen mit alltagsnahen Beispielen Wirtschaftsthemen näherbringen soll, inszeniert sich nicht nur als Verteidigerin des Staatsapparats, sondern als regelrechter Fan. Das Drehbuch der Folge «Die Rolle des Staats» jedenfalls hätte die Medienstelle eines Bundesamts nicht besser schreiben können: Dass Steuern abgezogen würden, klinge zwar unfair, sagt Hanna Cash: «Aber so leistet man als gute Bürgerin seinen Teil für die Gemeinschaft. Denn das gesammelte Steuergeld gibt der Staat für Dinge aus, die wir als Bevölkerung alle brauchen. Zum Beispiel zahlt der Staat die Löhne für alle Leute, die in öffentlichen Betrieben arbeiten. (…) Zusätzlich zahlt der Staat Subventionen an Unternehmen, die bestimmte Leistungen für die Gesellschaft erbringen, für die sie auf dem Markt keinen Lohn erhalten.»

Zum Schluss fasst Hanna Cash zusammen: «Ihr seht also: Die Rolle des Staates als Verteiler und Regulator im Wirtschaftskreislauf ist superwichtig. Und wie gesagt: Steuern zahlen mag auf den ersten Blick unfair erscheinen. Aber wenn jeder, der kann, etwas von seinem Geld dem Staat abgibt, dann kann dieser allen Leuten in der Gemeinschaft helfen. Und das nennt man Solidarität.»

Ich dachte bisher, Firmen glaubten, es sei solidarisch, Arbeitsplätze zu schaffen. Und sie hätten wenig Begeisterung, allzu viele Steuern zu zahlen. Ganz ehrlich: Ich wusste nicht, dass Economiesuisse derart sozialdemokratisch aufgestellt ist. (rg)

 

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