Gute Überwachung, böse Überwachung
Früher, da war es im Sommer heiss. Heute beträgt die Lufttemperatur 27,5 Grad, die sich wie 29 anfühlt. Früher, da war man träge. Oder ein Bewegungstyp. Heute weiss man, ob man die geplanten 6000 Schritte pro Tag gegangen ist – oder eben nicht. Die Quantifizierung des Lebens schreitet unaufhaltsam voran. Das ist natürlich nur möglich, […]
Früher, da war es im Sommer heiss. Heute beträgt die Lufttemperatur 27,5 Grad, die sich wie 29 anfühlt. Früher, da war man träge. Oder ein Bewegungstyp. Heute weiss man, ob man die geplanten 6000 Schritte pro Tag gegangen ist – oder eben nicht. Die Quantifizierung des Lebens schreitet unaufhaltsam voran. Das ist natürlich nur möglich, indem man die Aussentemperatur überwacht, im Haus, im Auto, wo auch immer. Oder eben die Schritte, die Herzfrequenz, die Dauer des Schlafs. Zum Beispiel durch das trendige Fitness-Armband «Up». In Verbindung mit der entsprechenden App «überwacht es, wie du schläfst, dich bewegst, dich fühlst und vieles mehr», verspricht die Werbung. Sofort kaufen!
Totale Selbstüberwachung als angestrebtes Ziel. Gerne auch im Verbund mit Kollegen, die untereinander ihre Daten zum Zwecke der gegenseitigen Anstachelung austauschen. Am besten gleich auch auf Facebook damit. So können alle sehen, was für tolle Self-Tracker wir sind. Super, diese neuen Möglichkeiten der Überwachung auch persönlichster Aktivitäten. Und sicher noch enorm ausbaufähig. Ist das nicht phantastisch?
Überwachung, Datenaustausch? Da war doch noch etwas! Ah ja, die Überwachung unserer gesamten elektronischen Kommunikation durch die Geheimdienste – soweit bekannt jene der Amerikaner und der Briten. Soweit noch nicht bekannt auch jene der Chinesen, der Russen, der Mafia, von Google usw. Schlimm! Ausgeliefert fühlt sich da der einzelne, schutzlos den Machenschaften der internationalen Datenschnüffler ausgeliefert. Und die Regierungen tun nichts dagegen! Skandalös! Diese Politiker müssen zur Verantwortung gezogen werden!
Gute Überwachung, schlechte Überwachung: Millionen von Zeitgenossen machen inzwischen Persönlichstes öffentlich, geben bedenkenlos private Daten preis. Empören sich aber, wenn bekannt wird, dass sich jemand für diese Daten interessiert.
Wozu haben wir denn Datenschützer, wenn sie es nicht einmal schaffen, uns vor unseren Daten zu schützen?