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Gross träumen

Wer nicht bereit ist, grosse Träume zu hegen an deren Umsetzung in die Realität zu arbeiten, wird bleiben, wo er ist.

Gross träumen
Bild: Pixabay.

 

Kürzlich sass ich am Flughafen von Addis Abeba. Man getraut sich heutzutage fast nicht mehr zu schreiben, dass man an einem Flughafen sass. Aber ich bin so frei und tue es trotzdem. Mehr noch: Ich gestehe, dass ich Flughäfen liebe. Insbesondere solche weit weg von der Heimat.

In diesem Flughafen in Ostafrika sass die ganze Welt. Hautfarben aller Nuancen, Kleidung in allen Formen und Längen, Kopfbedeckungen und Frisuren jeder Art. Ein riesiges Potpourri von Nationalitäten und Religionen, in friedlicher Harmonie miteinander vermischt, alle mit dem gleichen Ziel: zu reisen.

Nun, bis auf einen. Die Ausnahme sass direkt neben mir. Kedir Tsige Tilahun, ein äthiopischer Flughafenmitarbeiter, gönnte sich gerade eine Pause. Er erzählte mir, dass sein Job ihn nicht glücklich mache, schlecht bezahlt sei und ihn vor allem nicht befriedige. Es könne doch nicht sein, dass man so viel Zeit mit einer Beschäftigung verbringe, die man nicht liebe. Dann verriet mir Kedir seinen Traum. Er möchte sein eigener Chef sein und einen Laden führen.

Ich erklärte ihm, ich sei in Sachen Träume sozusagen eine Spezialistin: Ich hatte gross geträumt und meine grossen Träume gingen in Erfüllung. Ich sagte zu Kedir: Es ist wichtig, zu träumen – denn wenn du keine Träume hast, können sie auch nicht in Erfüllung gehen. Aber zu träumen ist nur der erste Schritt. Man muss auch an seine Träume glauben und dafür arbeiten. Dann werden mitunter selbst grosse Träume wahr.

Kedir bedankte sich bei mir. Er wolle meine Worte fortan bei sich tragen. Ich stieg ins Flugzeug, das mich nach fünf Monaten in Afrika zurück in die Schweiz brachte. Er blieb auf dem Stuhl sitzen und winkte. Als ich zurückschaute, überkam mich eine Traurigkeit. Denn selbst bei der Verwirklichung von Träumen sind die Chancen auf dieser Welt ungleich verteilt.

In der Schweiz stehen diese Chancen gut, viel besser als an vielen anderen Orten der Welt. Nur sind wir uns dessen nicht immer bewusst. Dabei braucht es nur eine kleine Prise Mut, um unsere Freiheit zu nutzen und zu leben.

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