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Grenzenloses Engagement

Die Schweiz ist in Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft weltweit Spitze. Voraussetzung dafür ist, dass das Gesamtklima stimmt. Und dass der Staat seine Aufgaben wahrnimmt: Für ein forschungsfreundliches Umfeld, unternehmerische Freiräume und ein exzellentes Bildungssystem zu sorgen.

Wir leben in einer Zeit ausserordentlicher Herausforderungen. Die Unsicherheiten infolge der Schuldenkrise sind gross und überlagern derzeit selbst Megathemen wie Migration oder Demographie. Dabei stellt sich vor allem die Frage, wie Politik und Wirtschaft die Veränderungen so gestalten können, dass sie freiheitsfreundlich, menschenwürdig und sozialverträglich vonstattengehen. Klar ist: die mit diesen Veränderungen verbundenen Prozesse stellen grosse Herausforderungen an unser Bildungssystem, denn es ist die Bildung, die uns befähigt, den Wandel erfolgreich zu bewältigen.

Eine der wesentlichen Veränderungen im Zuge einer global vernetzten Welt, beschleunigt von einer sich rasant entwickelnden Informations- und Kommunika­tionstechnologie, betrifft die internationale Arbeitsteilung. Egal, ob sie in London, Tokio, New York oder Zürich fallen, Entscheide werden in Sekundenbruchteilen weltweit wirksam. Dies gilt natürlich in erster Linie im Finanz- und Dienstleistungsbereich. Aber auch Investitionsentscheide und Produktionsverlagerungen unterliegen diesen neuen Gesetzmässigkeiten. Gleichzeitig mit dem Wandel der Technologie – zum Teil dadurch bedingt, zum Teil als Folge – sind in den letzten zwanzig Jahren ganz neue Märkte entstanden. Diese sind in vielen Fällen harte und fast unschlagbare Konkurrenten für unsere eigenen Märkte geworden. Der Produktionsstandort Schweiz ist gezwungen, sich anzupassen und grund­legend umzugestalten. Niederschwellige Massenarbeit wird aufgrund tieferer Lohnkosten und steigender Logistikausgaben zunehmend in die Nähe der neuen Märkte der aufstrebenden Schwellenländer verlagert. Und es gilt alles daranzusetzen, dass Forschung und Entwicklung nicht den gleichen Weg nehmen.

Innovationsbereitschaft bringt Wohlstand

Will unser Land seinen Wohlstand erhalten oder gar weiter ausbauen, dann gibt es nur eine Option: Die Schweiz muss sich zur Wissensgesellschaft bekennen und die Bildung weiterhin als konstituierendes Element unserer Volkswirtschaft betrachten. Nur über Know-how, Forschung und Innovation können wir unseren Vorsprung gegenüber den aufstrebenden Volkswirtschaften der Schwellenländer Asiens, Südamerikas und Osteuropas behaupten. Unsere Zukunft hängt entscheidend damit zusammen, wie wir zukünftige Bildung definieren und organisieren.

Bildung ist weit mehr als die Vermittlung von Wissen oder das Erlernen von Fertigkeiten, um einen Beruf qualifiziert auszuüben. Bildung ist auch mehr als die Voraussetzung, sich einen Vorteil im Wirtschaftsleben zu verschaffen. Zukünftige Bildung ist, wie dies der in Berlin lehrende Berner Philosoph Peter Bieri formuliert, «die wache, kenntnisreiche und kritische Aneignung von Kultur». Das gilt nicht bloss für die akademische Bildung, es gilt ebenso für die berufsbezogene Aus- und Weiterbildung. Weil die Welt immer mehr ein globales Dorf wird, ist mehr denn je die Fähigkeit gefragt, sich über die verschiedenen Kulturen hinaus fruchtbar auszutauschen und konfliktfrei miteinander zusammenzuleben. Kommunikation und interkultureller Dialog werden zu Kernkompetenzen. Nur wer über sie verfügt, wird künftig in der Lage sein, verantwortungsvoll zu entscheiden, was wichtig ist, um unsere Welt so zu gestalten, dass wir sie dereinst mit gutem Gewissen unseren Kindern übergeben können.

Innovation als unternehmerische Aufgabe

Bildung ist für die Schweiz als Land ohne Bodenschätze unabdingbare Voraussetzung für Innovation, den Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Über Innovation, verstanden als in neue Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen umgesetzte Ideen, die ihren Markt gefunden haben, werden die wirtschaftlichen Erträge der Schweiz erhalten und damit Arbeitsplätze gesichert. Verliert die Schweiz an Innovationsfähigkeit, büsst sie an Leistungsfähigkeit ein – und damit an Wohlstand. Wo weniger erwirtschaftet wird, gibt es auch weniger zu verteilen.

Wir alle wissen: Innovativ ist ein Land, das rechtzeitig damit beginnt, sich mit den Fragen der Zukunft auseinanderzusetzen. Der erste Schritt jeder Innovation ist eine Idee, aus welcher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mehrwert entsteht, wenn sie sich bewährt. Dafür braucht es ein effizientes Innovationssystem.

Welche Aufgabe kommt dabei dem Staat zu? Es kann in keinem Falle Aufgabe des Staates sein, die Richtung vorzugeben, in der sich Innovation entwickeln soll. Das käme einer Industriepolitik gleich – mit den in langfristiger Perspektive bekannten desaströsen Resultaten. Aufgabe des Staates ist es vielmehr, ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen – das heisst eben: Freiräume für wirtschaftliche Akteure zu garantieren und für ein hervorragendes Bildungssystem zu sorgen. Menschen arbeiten, wenn sich arbeiten lohnt, und sie haben Ideen, wenn sie deren Umsetzung reizt.

Innovation ist in erster Linie eine unternehmerische Aufgabe, und es ist erfreulich, dass die Innovationskraft der Schweizer Unternehmen sehr gross ist. Der starke Forschungs- und Innovationsinput schlägt sich in überdurchschnittlichen Ergebnissen nieder. So steigt die Zahl der angemeldeten Patente von Jahr zu Jahr: Mit 186 Triade-Patentfamilien pro Milliarde Franken unternehmensfinanzierter Forschung und Entwicklung liegt die Schweiz hinter Japan im OECD-Raum an zweiter Stelle. Die Schweiz verzeichnet die höchste Patentdichte und Anzahl wissenschaftlicher Artikel pro Person. Sie gehört zu den drei führenden Ländern, was die Entwicklungen im Hightech-Bereich und Veröffentlichungen im innovativen Umweltbereich betrifft.

Wie gesagt: Innovation ist eigentlich Sache der Privatwirtschaft. Doch kostet ständige Innovation viel Geld. Wir leben in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der starke Franken fordert exportorientierte Unternehmen bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus. Im Gegensatz zu anderen Staaten verfällt die Schweiz aber nicht auf die Idee einer Art sanfter Indus­triepolitik. Mit der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) hat der Bund ein Instrument geschaffen, das es ihm erlaubt, wissenschaftsbasiertes Innovationspotential mit öffentlichen Geldern zu fördern, das ohne diese Förderung brachliegen würde. Damit kann er gemeinsame Projekte zwischen Hochschulen und Unternehmen im Sinne einer Innovationsförderung temporär und nach klaren Kriterien finanziell unterstützen.

Investitionen in die Fähigkeiten

Dass die Schweiz in internationalen Studien betreffend Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft seit Jahren Spitzenplätze einnimmt, ist kein Zufall. Auch wenn uns das zuversichtlich stimmen soll, es muss gleichzeitig auch Ansporn sein, unsere Vorgehensweisen stets kritisch zu überdenken. Dies ist nötig, denn die Innovationslandschaft verändert sich laufend, die Halbwertszeit von Wissen wird immer kürzer, und der Wettbewerb um die besten Köpfe und Firmen verschärft sich zusehends – zumal im Zeichen der Krise. Darauf gibt es nur eine Antwort: Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation und damit letztlich in unser grösstes Kapital – die Fähigkeiten der Menschen. Sie sind der Schlüssel zu unserer Zukunft.

Darum kommt den schweizerischen Bildungsinstitutionen eine zentrale Bedeutung zu, seien es nun Universitäten, Technische Hochschulen, Fachhochschulen oder Institutionen der angewandten Forschung. Gerade diese Institutionen, ob privat oder staatlich finanziert, sind besonders wichtig. Indem sie Wissenschaft und Technologie transferieren, tragen sie wesentlich zur Lösung der grossen Herausforderungen der Zeit bei und generieren gleichzeitig neuen Reichtum – kultureller und volkswirtschaftlicher Art. Sie bilden sozusagen das Scharnier zwischen Academia und realem Alltag, zwischen Grundlagenforschung und Werkbank.

Deshalb will der Bundesrat, dass die Ausgaben für Bildung, Forschung und Innovation mit insgesamt 26 Milliarden Franken auch in der Periode 2013 bis 2016 mehr wachsen als in anderen Bereichen. In diesen Geldern eingeschlossen sind die Mittel für die Schweizer Beteiligung an den EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Bildung, die zu einem späteren Zeitpunkt beantragt werden.

Vom verstärkten Engagement der Eidgenossenschaft profitieren nicht nur die Bildungsinstitute selber, sondern der gesamte Forschungsstandort Schweiz. Vergessen wir nicht: auch wegen der herausragenden Leistungen in Forschung und Bildung hat der Werk- und Denkplatz Schweiz die Banken- und die Frankenkrise der letzten Jahre bisher relativ unbeschadet überstanden.

Unser Land ist attraktiv für Spitzenforscher aus dem Ausland. Sie befruchten das intellektuelle Klima und bringen die Innovationen voran. Dies wiederum zieht junge internationale Talente an und eröffnet ihnen die Möglichkeit, unser Land vertieft kennen und schätzen zu lernen, hier ihre Existenz aufzubauen oder als Botschafter der Idee Schweiz in ihre Heimat zurückzukehren.

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