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Globale Epizentren

China, Russland, Syrien, Japan, Österreich – wo die Nadel ausschlägt.

«Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?», fragte 1972 der Meteorologe Edward N. Lorenz in seinem Aufsatz «Predictability». Er prägte damit den Begriff des «Schmetterlingseffekts», der längst auch in anderen Fachgebieten Verwendung findet: kleine Abweichungen zu Beginn eines Prozesses können dessen Verlauf langfristig vollständig und unvorhersehbar verändern. Mit der zunehmenden Globalisierung und entsprechend immer stärkeren Interdependenzen gilt dies erst recht. Ein einzelner, leicht veränderter Parameter im einen Winkel der Welt kann für die ganze Bevölkerung eines Landes auf der anderen Seite der Erdkugel erhebliche Konsequenzen haben. Demnach wäre es möglich, dass ein einzelner Investor in der chinesischen Provinz eine Immobilienkrise auslöst, die sich auf die Ersparnisse des Zahnarztes im bernischen Jura auswirkt. Was für den einen Möglichkeiten sind, wird für den anderen zum Risiko.

Wie kann mit dem Faktor Unsicherheit umgegangen werden? Indem man in Szenarien denkt, deren Informationsbasis aus einem Netz von «Radarstationen» kommt, die wertvolle Einblicke und Erkenntnisse liefern: immer kritisch, verschiedene und ungewöhnliche Sichtweisen liefernd – und eine Vielzahl von Themen und geographischen Regionen abdeckend. Wer glaubt, alles alleine zu wissen, wird zwangsläufig scheitern. Nur wer Struktur in die Informationsflut bringt, zuhört, Wissen richtig einordnet, gewichtet und verdichtet, kann – zumindest in Szenarien – voraussagen, welche Auswirkungen der Flügelschlag eines Schmetterlings haben könnte.

Dieses Verständnis und Vorgehen kennzeichnet sowohl die Notenstein La Roche Privatbank wie auch den «Schweizer Monat». Mit der vorliegenden Ausgabe wollen wir weiterführen, was wir im Alltag leben: gemeinsam aufmerksamen und scharfen Beobachtern von geopolitischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und globalen Hotspots eine Plattform bieten. So analysiert etwa die Ökonomin Dambisa Moyo die Auswirkungen von Chinas Griff nach Rohstoffquellen. Und der ehemalige österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel beschreibt, welchen Belastungsproben Europa durch vertriebene Menschen ausgesetzt ist.

Gute Szenarien für die Welt von morgen entstehen durch Lernbereitschaft und Offenheit gegenüber externen Sichtweisen, die die eigene Perspektive hinterfragen und ergänzen. In diesem Sinne wünschen wir eine spannende Lektüre!


Adrian Künzi
CEO Notenstein La Roche Privatbank


Florian Rittmeyer
Chefredaktor «Schweizer Monat»

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