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Gespielter Frieden

Wie der Krieg in der Ukraine das Leben von Doppelgängern verändert hat.

Gespielter Frieden
Bild: Screenshot YouTube.

Plötzlich schliessen Wladimir Putin und Wolodimir Selenski Frieden: Der Russe kriegt den Donbass, der Ukrainer die Krim. Zufrieden und entschlossen reichen sich die beiden Männer die Hand. Aufgesetzt wurde das Treffen von keinem geringeren als dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-Un, der das Übereinkommen der beiden Kriegsparteien stolz für die Kameras inszeniert. Klingt absurd? Ist es auch. Das beschriebene Treffen fand zwar tatsächlich statt – nicht jedoch zwischen den echten Persönlichkeiten, sondern deren Doppelgängern: Der falsche Putin ist ein gelehrter polnischer Transportunternehmer, Selenski ein usbekischer Karosseriebauer, und Kim Jong-Un war einmal Musikproduzent aus Hong-Kong. Das Schicksal hat die drei eng zusammengeschweisst: Ihr Gesicht schenkte ihnen unverhofft neue Karrieremöglichkeiten.

Ein Reportagenteam von ARTE hat nachgezeichnet, wie der Krieg in der Ukraine das Leben der Doppelgänger gehörig durcheinandergerüttelt hat. Ende Februar 2022, unmittelbar nach der russischen Invasion in die Ukraine also, kontaktierte der falsche Kim das Selenski-Double: Jener befand sich zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs nämlich in Kiew, und «Kim» fürchtete, dass sein Freund in russischer Gefangenschaft für Propagandazwecke missbraucht werden könnte. «Selenski» ergriff die Flucht – und wurde an der Grenze vom polnischen Putin empfangen. In Deutschland versucht das Trio nun, sich mit ihrer Inszenierung den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Doppelgänger gehen dabei unterschiedlich mit ihrem Schicksal um: «Selenski» erfüllt der Mut seines ukrainischen «Bruders» mit Stolz, und «Putin» hadert mit den Anfeindungen, die ihm seit Kriegsbeginn im Alltag entgegengebracht werden. Und «Kim Jong-Un»? Der träumt unverhohlen vom grossen Durchbruch im Showbusiness: Fürs Spektakel würde er den Fake-Putin gerne oberkörperfrei und in Tarnhosen durch die Strassen Berlins schicken. Zusätzlich feilt «Kim» für das Trio an einer gemeinsamen Zukunft in Hollywood. (jb)

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