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Gentherapie, Blutplasma und 54 verschiedene Pillen

Bryan Johnson will den Tod besiegen. Ein Dokumentarfilm beleuchtet die unkonventionellen Methoden, die der Unternehmer dabei anwendet.

Gentherapie, Blutplasma und 54 verschiedene Pillen
Bryan Johnson in der Netflixdoku «Don’t Die». Bild: Produktionsstandbild, Netflix.

Im Demografie-Schwerpunkt unserer aktuellen Ausgabe gibt Urs Baumeler praktische Tipps, wie man möglichst alt werden kann: Schlaf, regelmässige Bewegung oder bewusste Ernährung sind nur einige Stichworte. Bryan Johnson reicht das noch lange nicht: Der amerikanische Tech-Unternehmer hat sich das ebenso unbescheidene wie öffentlichkeitswirksame Ziel gesetzt, nicht zu sterben. «Don’t Die» heisst passend dazu eine neue Netflix-Dokumentation, die verfolgt, mit welchen Methoden Johnson sein Ziel erreichen will.

Beispiele gefällig? Johnson geht jeden Abend um 20.30 Uhr ins Bett. Er steht morgens um 4.30 Uhr auf und isst um 11 Uhr seine letzte Mahlzeit des Tages. Er trainiert jeden Tag mindestens eine Stunde und wirft 54 verschiedene Pillen ein. Er trackt akribisch alles, was er tut, ebenso wie sämtliche Indikatoren, um das Altern seines Körpers zu messen – und letztlich umzukehren.

Auch vor wenig erprobten Methoden schreckt der 47-Jährige nicht zurück. So liess er sich zeitweise Blutplasma von seinem Sohn einspritzen und flog nach Honduras, um sich in der Sonderwirtschaftszone Próspera einer Gentherapie zu unterziehen.

Der Dokumentarfilm von Chris Smith begleitet Johnsons Weg nüchtern und lässt auch Kritiker zu Wort kommen. Diese bemängeln etwa, dass das «Experiment» des Unternehmers wissenschaftlich unhaltbar sei. Denn bei einer Stichprobe von 1 und rund 100 verschiedenen Interventionen lässt sich unmöglich genau feststellen, was wirkt – und wie.

Und auch wenn Johnson topfit ist: richtig gesund wirkt er nicht. Auch fragt man sich, wie sinnvoll sein starker Fokus auf körperliche Werte ist. Was ist etwa mit sozialen Beziehungen, die nachweislich grossen Einfluss auf die Lebenserwartung haben? Johnsons wichtigste Bezugsperson ist sein Sohn, der oft eher beschämt danebensteht, während sein Vater die Suche nach dem ewigen Leben für die sozialen Medien inszeniert.

Johnsons Lebensstil ist eine Provokation. Auch eine Provokation zum Nachdenken über das Leben. Und das Sterben. (Lukas Leuzinger)

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