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Alexander Estis, zvg.

Geist ist Geil

Vier Fragen an Alexander Estis.

Welches Kulturerlebnis hat Sie zuletzt begeistert und warum?

Ich habe nach langer Zeit wieder einmal Fellinis «Orchesterprobe» angesehen, und der Film hat abermals tiefen Eindruck bei mir hinterlassen – der subtile ­Humor, die grotesken Charaktere, die anekdotische Erzählstruktur bereiteten mir grösstes Vergnügen.

 

Welches ältere Werk lohnt sich noch heute bzw. immer wieder?

Viele Jahre lang habe ich mich mit dem – äusserst schmalen – Werk des römischen Dichters Catull beschäftigt, der die vielleicht konzisesten liebeslyrischen Verse aller Zeiten geschrieben hat. Grundsätzlich gilt: Würde manches alte gute Buch öfter gelesen, müsste manches neue schlechte Buch nicht geschrieben werden. Das sage ich vor allem zu mir selbst.

 

Wem vertrauen Sie, was Tips in Sachen Kultur anbelangt?

Niemandem. Einigermassen verlässlich sind dagegen Verrisse von Kritikern, die keinen Geschmack haben.

 

Woran fehlt es Ihrer Meinung nach aktuell im Kulturbetrieb?

Der Literaturmarkt hat sich in geradezu skandalöser Weise auf stilistisch nicht allzu anspruchsvolle Ro­mane eingeschossen. Die unfassbare Formenvielfalt der Literatur scheint heute einem totalen Monopol des ­Romans gewichen zu sein, selbst einst populäre ­Gattungen wie die Kurzgeschichte spielen kaum noch eine Rolle. Das ist so absurd, wie wenn man an klassischer Musik nur noch Symphonien spielen würde. Oder nur noch Steak essen.

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