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Freiheit nützt den Armen

Ein neuer Bericht räumt mit Klischees auf. Er ist aber auch eine Warnung.

Freiheit nützt den Armen
Durchschnittliches Einkommen der ärmsten 10 Prozent der Bevölkerung. Die unfreiesten Länder befinden sich links, die freiesten rechts. Quelle: Fraser Institute

Immer mal wieder höre ich Leute Sätze sagen wie: «Ich bin ja schon für Freiheit, aber es braucht staatliche Schranken, sonst werden die Armen abgehängt.» Es folgt dann meist die Forderung, Reiche höher zu besteuern, um die Ungleichheit zu reduzieren.

Doch stimmt die These, dass wirtschaftliche Freiheit nur den Reichen nütze? Dass der Staat eingreifen müsse, um den Armen zu helfen?

Ein Blick auf den Index für wirtschaftliche Freiheit des Fraser Institute, dessen aktuelle Ausgabe kürzlich publiziert wurde, ist aufschlussreich. Der Index misst fünf Komponenten wirtschaftlicher Freiheit (Grösse des Staats, Rechtssystem und Eigentumsrechte, Geldpolitik, internationaler Handel sowie Regulierung). Der jüngste Bericht bezieht sich auf Zahlen aus dem Jahr 2022. Über alle Komponenten hinweg belegt die Schweiz darin den dritten Rang von 165 Ländern, hinter Hongkong und Singapur. Auf den letzten Plätzen liegen Venezuela, Simbabwe und Sudan.

In Bezug auf die Frage, wem wirtschaftliche Freiheit nützt, bietet der Bericht einige interessante Erkenntnisse:

  • In Staaten mit mehr wirtschaftlicher Freiheit sind die Menschen reicher. Die Unterschiede sind beträchtlich: Im freiesten Viertel der Länder beträgt das kaufkraftbereinigte Durchschnittseinkommen 52 877 US-Dollar – im ärmsten Viertel 6968 Dollar.
  • Nun könnte man entgegnen, dass der Nutzen der Freiheit nur den Reichen zugutekomme. Das ist aber nicht der Fall: Betrachtet man die ärmsten 10 Prozent der Bevölkerung, kommt man in den unfreiesten Staaten auf ein Einkommen von 952 Dollar; in den freiesten Ländern kommen sie dagegen auf 7610 Dollar, also achtmal mehr. Damit ist der relative Nutzen wirtschaftlicher Freiheit für die Armen sogar noch grösser als für die Bevölkerung insgesamt.
  • Noch grösser wird der Effekt, wenn man die Armutsquote anschaut: In den unfreiesten Ländern leben 30 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, in den freiesten 1 Prozent – eine Verbesserung um den Faktor 30.
  • Auch wenn man Lebenserwartung, Lebenszufriedenheit oder Säuglingssterblichkeit betrachtet, schneiden freie Länder durchs Band besser ab als unfreie. Und hoffentlich wird niemand behaupten, dass der Effekt nur auf die reichsten Babys zurückzuführen sei.

Das alles ist eigentlich nicht weiter erstaunlich. Die Wirtschaftshistorikerin Deirdre McCloskey hat drei dicke Bände darauf verwendet, uns zu erklären, wie Freiheit die breite Bevölkerung nicht nur reicher, sondern auch gesünder und zufriedener, ja sogar zivilisierter gemacht hat. Auch wenn uns in Zeitungsartikeln und politischen Reden mantraartig ein gegenteiliges Narrativ erzählt wird.

Unter diesem Gesichtspunkt muss uns ein anderer Befund des Index zu denken geben: Die wirtschaftliche Freiheit ist in den letzten Jahren weltweit zurückgegangen.

Entwicklung des durchschnittlichen Werts der wirtschaftlichen Freiheit seit dem Jahr 2000. Quelle: Fraser Institute 

Der Einbruch des durchschnittlichen Indexwerts 2020 war durch die zum Teil sehr einschneidenden staatlichen Corona-Massnahmen zu erklären. Danach hätte man indes eine Gegenbewegung erwarten müssen. Stattdessen sank die Durchschnittsbewertung weiter. Statt wie ein unfreiheitlicher Ausrutscher wirkt die Zeit der Pandemie wie ein Dammbruch, durch den Etatismus und staatliche Freiheitsbeschränkungen auch in anderen Bereichen wieder verbreiteter wurden. Das sind schlechte Nachrichten – gerade für die Armen dieser Welt.


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