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Fluffy Fluffi

Sabina Altermatt: «Alpenrauschen». München: Piper, 2009
Sabina Altermatt: «Fallhöhe». Zürich: Limmat, 2010

Leise, leise! Hört ihr ihn nicht? Den Ruf der Heimat… nein, nicht das Alphorn… also bitte… wir sind im 21. Jahrhundert. Heutzutage ist es das traute Rattern der Bergbahn. Und da fährt auch die Journalistin Flurina Filli in ihr Heimatdorf und trifft die Adelina und den Gian, das sind ihre fastvergessenen Bekannten, doch wie früher hat sie mit der doofen Adelina Zank und Sex mit dem süssen Gian. Zank – nicht Sex – hat sie ausserdem mit ihrem knorrigen Vater und grossen Teilen des rotbackigen, restlichen Dorfes. Auweia, sogar eine Sünde ihrer Kindheit – nicht Sex – wird enthüllt. Ja, so funktioniert der schlichte Krimi «Alpenrauschen», in dem die liebenswerte, aber unerbittliche Flu Filli mit dem Bummelzug zum Tatort tuckert und dort – nicht nur beim Sex – spitze Schreie ausstösst: «Ich will es aber wissen! Sofort! Auf der Stelle!»

Wenn Fluffi – wie wir sie nennen – nicht ermittelt, geht’s bei Sabina Altermatt gleichermassen hinauf in die Berge. Erneut ist dort oben nicht alles eitel Sonnenschein, vielmehr wabert der Nebel und die spitzsteinigen, steilen Wege sind tückisch. Kurz vor dem Ende des Weges, an einer Klippe, wäre es sogar beinah einmal spannend geworden. Aber nicht erschrecken: das emotional aufgeheizte Klassentreffen, um das herum die in Chur aufgewachsene und in Zürich lebende Autorin ihren jüngsten Roman «Fallhöhe» anrichtet, endet ebenso watteweich im plüschigen Happyend wie das vorangehende «Alpenrauschen» – wie, übrigens, rauschen Alpen? In den Bergen der Heimat ist Hass nicht von Dauer – und Sex diesmal nur rückblickend ein Thema. Die Handlung plätschert ungetrübt wie ein Bergquell hüpfend und sprudelnd zu Tal, trägt ein paar sanfttänzelnde Ästlein mit sich, die hier und dort aneinanderstossen, hier und dort sogar ein wenig knicken – aber brechen… nein, brechen werden sie nicht. Der Nebel wird sich lichten, die Bergbahn wird rattern – manchmal ist es auch der Helikopter der Bergrettung – und alles, alles, alles wird gut.

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