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Falsches deutsches Bürgertum
Ulf Poschardt: Shitbürgertum. Berlin: ulfposhbooks, 2025.

Falsches deutsches Bürgertum

Geboren in einem evangelisch-methodistischen Elternhaus, durchgestartet als Popjournalist und inzwischen angekommen als Herausgeber der bürgerlichen «Welt»: Porschefahrer Ulf Poschardt nimmt in einem kleinen, im Selbstverlag erschienenen Büchlein die «Lauchbourgeoisie» Deutschlands aufs Korn.

Poschardt umschreibt eine Klasse, die den Diskurs in Deutschland fast vollständig beherrscht und sowohl den Kultur- und Medienbereich, die Kirchen und NGOs als auch die Universitäten umfasst. Sie sei «weltanschaulich entkoppelt von den Niederungen der Wirklichkeit, beamtenrechtlich abgesichert, routiniert im moralisch hohen Ton und dabei stets in der Abspaltung der eigenen Abgründe gefangen». Der Antiheroismus dieses «Shitbürgertums» komme im Passivaggressiven zu sich und verbinde «Neid und Minderwertigkeitsgefühle, Eifersucht und Konfliktvermeidung auf die effizienteste Art».

Nach einer etwas gar ausführlich geratenen Herleitung aus der Geschichte der deutschen Nachkriegsintellektuellen, die der Autor als «Konsequenz mehrerer Traditionslinien von Untertanentum, Spiessbürgerlichkeit und Opportunismus» darstellt, kommt er auf die Herausbildung dieser Klasse Mitte der 2000er-Jahre zu sprechen. Mit Kanzlerin Merkel habe ein Mechanismus eingesetzt, in dem politische Differenzen mit Steuergeld sediert worden seien. Hinzu komme die deutsche Krankheit, «moralische Rigidität als Heilmittel und Halt zu verstehen».

Der freie Mensch könne fliegen, aber der unfreie Mensch wolle ihm die Flügel stutzen, folgert Poschardt. Also brauche der Kampf für mehr Freiheit eine offen geführte Feldschlacht um Ideen, Konzepte und Werte.

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