Es wird eng im Land

Im internationalen Vergleich kann sich die Schweizer Infrastruktur sehen lassen. Das dichte Verkehrsnetz und die zuverlässige Energieversorgung zeugen von Standortqualität, die wiederum eine hohe Lebensqualität nach sich zieht. Die Infrastruktur eines Landes sei «die zentrale Funktion der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung», erklärt Matthias Finger. Der Politologe beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Regulierung von Netzwerkindustrien. Als Professor an der EPFL baute er ein eigenes, interdisziplinäres Forschungsgebiet auf. In seinem neuesten Buch «Infrastruktur Schweiz – ein Erfolgsmodell in Gefahr» mahnt er: «Das Land ist zugebaut und das Erfolgsmodell Infrastruktur Schweiz kommt an seine Grenzen.»

Mit kritischem Blick beobachtet Finger neue institutionelle Herausforderungen: Die wachsende Bevölkerung und die Probleme des Klimawandels fordern die bestehenden Infrastrukturen heraus und rufen nach zeitgemässen Lösungen. Er kritisiert die zuständigen Ämter, welche oftmals im Kantönligeist verharren und sich nur auf vereinzelte Sektoren konzentrieren. Besonders der Pkw hat es ihm als Feindbild angetan. Das Auto gilt ihm als ineffizientestes Beförderungsmittel überhaupt.

Obwohl sich die Darstellung auf Technisches konzen­triert, gelingt es Finger, eine hochkomplexe und breite Materie allgemein verständlich darzulegen. Mit einem Rückblick auf die historische Entwicklung der Schweizer Infrastruktur beginnend, zeigt er Schritt für Schritt auf, was gegenwärtig für die Zukunft getan werden kann. Obgleich er selbst zugibt, dass gewisse Empfehlungen mehr im visionären Bereich angesiedelt seien, sind sie dennoch nicht unbegründet und bleiben stets nachvollziehbar. Das macht das Buch zu einer Handlungsempfehlung und Wegleitung für alle Akteure, die in der Infrastruktur tätig sind, weswegen Fingers Überlegungen mit Sicherheit zu Diskussionen anregen werden.