«Endlich ein dicker Bub»
Heinz Bütler widmet sich den weniger beleuchteten Seiten von Albert Anker.
Im Anschluss an seinen Essayfilm «Albert Anker. Malstunden bei Raffael», der letztes Jahr vorgestellt wurde, schreitet Heinz Bütler nun durch die weniger bekannte Welt desjenigen Malers (1831–1910), der das Schweizer Alltagsleben des 19. Jahrhunderts wie kein anderer dokumentierte. Im handlichen Band mit dem Titel «Lebt Anker noch?», der zahlreiche Gemälde zeigt und sich auf Ankers Korrespondenz stützt, tritt der Privatmensch hinter dem Künstler hervor. «Endlich haben wir einen dicken Buben und sind von der Ungewissheit befreit», schrieb er 1874 an Malerkollege François Ehrmann angesichts der Geburt von Söhnchen Moritz: «Alles nahm einen guten Verlauf, hoffen wir, dass es so weitergeht.» Der Nachwuchs wurde prompt in einem Bild verewigt und lächelt – nach heutigen Standards keineswegs als «dick» zu bezeichnen – den Leser in der zutraulichen Pose eines aufgeschlossenen Kleinkindes an. (vsv)