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Einsatz zwischen Himmel und Fels

Anderen zu helfen, war schon früh ein Antrieb für Patrik Burri. Als Rettungspilot muss er aber nicht tollkühn, sondern rational handeln.

Einsatz zwischen Himmel und Fels
Patrik Burri auf dem Landeplatz der Basis von Air-Glaciers in Lauterbrunnen, 
fotografiert von Michael Straumann.

Lauterbrunnen, bekannt für seine Wasserfälle und steilen Felswände, ist ein Sehnsuchtsort für Touristen aus nah und fern. Viele Wanderer, Paraglider und Basejumper zieht es in das beschauliche Tal im Berner Oberland – und regelmässig kommt es zu Unfällen.

Mittwochmorgen, elf Uhr: Ich treffe Patrik Burri, einen jungen Rettungspiloten, der für das Helikopterunternehmen Air-Glaciers arbeitet. Wir begrüssen uns im Hangar und begeben uns direkt in den Küchenraum nebenan. Dort bespricht die örtliche Crew in ihren morgendlichen Briefings die anstehenden Transport- und Rettungseinsätze. Bei einem Kaffee erzählt mir Burri, dass derzeit Zwischensaison sei und es daher nicht viele Einsätze gebe. Unfälle geschehen vor allem im Sommer und Winter bei Wander- und Skitouren.

Burri, geboren 1991, wuchs im Emmental auf und war von Kindesbeinen an viel in den Bergen unterwegs. Über die Jahre hinweg entdeckte er seine Passion für das Helikopterfliegen. Sein Faible für Maschinen, die viele Zeit in der Natur sowie die Vielseitigkeit der Rettungs- und Transporteinsätze machen für ihn den Beruf des Helikopterpiloten seit jeher faszinierend.

Auf meine Frage, was für ihn persönlich Zivilcourage bedeute, schweigt er zunächst. «Anderen Menschen helfen», sagt er nach einer Weile. Bereits als kleiner Junge habe er das grosse Bedürfnis verspürt, Menschen zu helfen.

Beim Helfen geht die Sicherheit immer vor: Als Pilot hat sich Burri nie in eine brenzlige Situation begeben. «Es darf nicht sein, dass eine Crew ein solches Risiko auf sich nimmt, um zum Unfallort zu gelangen.» Vor der Rettung werden Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um sich nicht selbst zu gefährden. Wenn ­jemand – sei es der Pilot, der Rettungssanitäter oder Arzt – eine Situation als zu heikel einstuft, bricht die Crew den Einsatz ab.

Was macht es mit Burri, wenn er und sein Team eine Leiche bergen müssen? Oft weiss er bereits im Vorfeld über die Funksignale der Basis, ob die verunfallte Person noch am Leben ist oder nicht. «Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen. Das Wichtigste ist aber, dass man dies später mit dem Team bespricht.»

Seine Einstellung zu Zivilcourage hat sich über die Jahre gewandelt. Mut im Alltag zu zeigen, war für ihn einst etwas Aussergewöhnliches. Mittlerweile ist es zur Routine geworden. «Mut gehört zu meinem Alltag. So etwas beruflich machen zu können, ist natürlich schön.»

Dabei geht es aber nicht um Tollkühnheit. Erfahrung und Training sind das A und O. Burri geht rein rational vor; er analysiert die Lage und berechnet alle Risikofaktoren ein – Höhe, Wind, Sicht, Leistung des Helikopters. In der Ausbildung, erzählt Burri, werde man als Pilot langsam herangeführt und mit Bedacht neuen Situationen ausgesetzt.

Burri schildert einen Fall, bei dem ein Mountainbiker einen Herzinfarkt erlitt. Seine Crew konnte den Mann erfolgreich wiederbeleben. Der Biker und seine Angehörigen zeigten sich überaus dankbar und brachten Geschenke an der Helikopterbasis in Lauterbrunnen vorbei. Das ist ihm als besonders schöner Moment in Erinnerung geblieben.

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