Eine Holzpuppe im Kampf gegen den Faschismus
Guillermo del Toro interpretiert den Kinderbuchklassiker «Pinocchio» neu.
«Pinocchio» war 1940 der zweite abendfüllende Zeichentrickfilm aus dem Hause Walt Disney. Nun hat neben Disney selbst auch Netflix eine Neuauflage der Geschichte, die auf einem Kinderbuch des italienischen Autors Carlo Collodi von 1881 basiert, herausgebracht. Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro interpretiert den Klassiker auf erwachsene Art. Statt um Anstand und gute Erziehung geht es in dem Animationsfilm um Individualität, Trauer und Vergebung. Dazu verfrachtet del Toro die Handlung ins faschistische Italien. Pinocchio ist unsterblich und wird bald zum Objekt der Begierde, einerseits für einen selbstsüchtigen Zirkusdirektor, der in ihm die Chance auf das grosse Geschäft erblickt, andererseits für die Faschisten, in ihn den perfekten Soldaten sehen.
Mit Unterstützung seines Erschaffers Geppetto und seiner tierischen Freunde, der Grille Sebastian Cricket und dem Affen Spazzatura, wehrt sich Pinocchio gegen die Instrumentalisierung. Zugleich kämpft um die Akzeptanz und das Leben seines Vaters. Das Ergebnis ist ein einfühlsamer und mitreissender Film, auch dank der Synchronisation, die in der englischen Version unter anderem Ewan McGregor und Cate Blanchett bestreiten. (lz)