Ein weltgewandter Karikaturist
Pro Laax/Remo Arpagaus (Hrsg.): Was soll es denn da noch zu lachen geben?! – Hans Moser 1922–2012. Laax: Hier und Jetzt, 2022.
Die Stiftung Pro Laax hat zum 100. Geburtstag von Hans Moser, der ab 1966 in Laax wohnhaft war, einen Band veröffentlicht, der einen tiefen Einblick in sein vielseitiges und produktives Schaffen ermöglicht. Die «Werkausgabe» zeigt von ihm gestaltete Titelblätter für den «Schweizer Spiegel» und den «Nebelspalter» (Moser zählte zur durchlauchten Karikaturisten-Familie der Satirezeitschrift) sowie viele seiner Zeichnungen und Bildergeschichten. Kurze Texte von Freunden und Bekannten bringen die Person näher und lockern den Bilderreigen auf. Eine Biografie und eine Bibliografie runden das auch ästhetisch ansprechende Werk ab – ein Kritikaster könnte höchstens wenige Tippfehler und leere Seiten bemängeln.
Den meisten dürfte der Name Hans Moser heute wenig sagen. Doch seine hier versammelten Arbeiten – mit einigen fast schon ikonischen Illustrationen zum grossen Zeitgeschehen und feinen Betrachtungen zum zwischenmenschlichen Alltag, mit legendären Figuren wie «Herr Schüüch», der Verkörperung eines leicht neurotischen, aber sympathischen Durchschnittsschweizers, der um keinen Preis auffallen will – dürften bei vielen Erinnerungen und vielleicht sogar sentimentale Gefühle wecken, weil diese Schweiz so nicht mehr existiert. Zu den grossen Themen Mosers gehören der «Ausverkauf der Heimat», der Bauboom und der Skisport – dies alles konnte er sozusagen von seinem Haus aus direkt beobachten. Von der Verbundenheit mit Laax zeugt auch sein Spätwerk. Die Bildergeschichte «Closchi meint» erschien 1300mal in der Flimser Lokalzeitung «Arena Alva».
In den jungen Jahren war Moser übrigens Kosmopolit. Die Familie wanderte Ende der 1920er-Jahre nach New York aus, nach dem Tod der Mutter wurde er bei Verwandten in den Südstaaten versorgt, seinen Aktivdienst leistete er nicht im Réduit, sondern als Doppelbürger bei einer Gebirgsdivision der US Army, mit Kampfeinsätzen im Pazifik und in Italien. In den 1950er-Jahren heiratete er in Dänemark, wo er auch zehn Jahre wohnen sollte, bis es ihn wieder in die Heimat zog. Was das für Mosers Arbeiten bedeutet, wird im Band trefflich auf den Punkt gebracht: «Vielleicht fällt ihm das Beobachten leichter, weil er nirgends auf der Welt ganz dazugehört hat.»