Ein identitätspolitisches Lesebuch
Richard Schuberth gibt alles.
Der österreichische Schriftsteller Richard Schuberth veröffentlichte 2020 seinen Roman «Bus nach Bingöl», auf den er dieses Frühjahr einen Essayband zur Identitätspolitik folgen liess. Diesen hatte er eigentlich neu schreiben wollen, bis er bemerkte, dass er sich die vergangenen Jahre über in kleineren Beiträgen so vortrefflich zu diesem Thema geäussert hatte, dass er jene Texte nur noch zusammenstellen musste – fertig war «Die Welt als guter Wille und schlechte Vorstellung», ein bei Drava erschienenes «identitätspolitisches Lesebuch» zum Irrsinn dieser Tage, dessen heitere, schlaue und doch auch ermutigende Gedanken Seite für Seite erfreuen. Hier nur eine der köstlichen Definitionen, die Schuberth seinen Lesern an die Hand gibt: «Individualität: Jene kurze, aber glückliche Mustang-Phase in der Geschichte der Menschen, als einige von ihnen aus den Ställen von Religion und Kollektivzwang entwischt und noch nicht von den Zureitern der Unterhaltung und des Konsums eingefangen waren.» Fabelhaft. (vsv)