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Lisa Rothenbühler, Geschäftsführerin «Onkel Urs».

Ein Hofladen mitten in der Stadt

Zu Besuch bei der Metzgerei «Onkel Urs» in Bern.

«Ich wollte immer einen Hofladen haben», sagt Lisa Rothenbühler. Auf dem Bauernhof im Emmental, den sie zusammen mit ihren Eltern führt, war das ­allerdings unrealistisch: Zu wenig Leute kamen dort vorbei. «Wir wohnen an einer Strasse mit Fahrverbot», erzählt die 29-Jährige lachend. Also ging sie mit ihrem Hofladen zu den Leuten. Als vor drei ­Jahren im Berner Weissenbühlquartier ein Metzger eine Nachfolge suchte, packte sie zusammen mit zwei Freunden die Chance: Zusammen gründeten sie «Onkel Urs». In der Metzgerei verarbeiten sie Fleisch von Bauern aus dem Kanton Bern und verkaufen es im angegliederten Laden zusammen mit anderen ­regionalen Produkten.

«Onkel Urs» – der Name ist eine Hommage an den Vorgänger – setzt auf regionale Produkte, die dem Tierwohl Rechnung tragen. Viele davon werden nach Bio- oder IP-Richtlinien hergestellt. Labels seien aber nicht so entscheidend, sagt Rothenbühler. «Wichtig ist für uns, dass die Philosophie des Produzenten mit unserer übereinstimmt.» Dazu gehöre auch, dass die Bauern einen fairen Preis erhielten. «Deshalb sind wir im Vergleich eher ­teuer.» Entsprechend spürte das Unternehmen, als vergangenes Jahr die ­Inflation anzog, dass die Konsumenten verunsichert wurden und stärker aufs Budget achteten. Dennoch funktioniere das Konzept insgesamt gut.

Wichtig ist Rothenbühler auch, das Prinzip «Nose to Tail» konsequent zu verfolgen, also möglichst alle Teile eines Tiers zu verwerten. Umgekehrt hat «­Onkel Urs» nicht immer alles im Angebot – was ­zuweilen auf Unverständnis stösst. «Die Leute haben das Gefühl, Lamm habe dann Saison, wenn sie Lamm grillieren wollen», sagt Rothenbühler. Oft ­fehle das Wissen über die Landwirtschaft. Hier ­brauche es manchmal Aufklärungsarbeit. Und wenn ein Kunde für ein bestimmtes Rezept ein Rindsfilet benötigt, macht sie gerne Vorschläge für Alternativen. Denn Rothenbühler kocht selber viel und gerne. «Ich bin eine typische Vertreterin der Landfrauen­küche.» Eine allerdings, die in der Stadt ihren Traum verwirklicht hat. (lz)

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