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Illustration: Matthias Wyler / Studio Sirup.

Ein Glas Wein
mit Roland Brack

Roland Brack ist Gründer des Onlinehändlers Brack.ch AG sowie Gründer und Inhaber der Firmengruppe Competec.

Auf einen ersten Blick mag Roland Brack unscheinbar wirken. Doch um sich von ihm beeindrucken zu lassen, muss man nur auf seinen Leistungsausweis schauen. Aus einem im Fricktal ländlich aufgewachsenen Computerfreak, der als Teenager Computerteile aus Taiwan importierte, im Dachstock seiner Eltern zwischenlagerte und als Einmannfirma verkaufte, ist – rund 30 Jahre später – ein Mann geworden, der von Windeln bis Mobiltelefone, von Kühlschränken bis T-Shirts über 200 000 Produkte verkauft und schweizweit ausliefert. Seine Competec-Gruppe, die sich aus Brack.ch sowie mehreren Handels- und E-Commerce-Unternehmen und Dienstleistern zusammensetzt, beschäftigt rund 700 Mitarbeiter, darunter fast 50 Lehrlinge. Sie verschickte letztes Jahr 1,7 Millionen Pakete und setzte so 725 Millionen Franken um. Ausgebildet ist Brack mit einer Berufslehre zum Elektromechaniker und einem HTL-Elektrotechnik-Studium. Als ich ihn nach einem kurzen Firmenrundgang durch die neugestalteten Büros frage, wem das denn nun alles gehöre, sagt Brack: «Mir. Zu 100 Prozent.» Anders als viele andere Unternehmer hatte er es offenbar nie nötig, Firmenanteile zu verkaufen, um wachsen zu können.

Als Juror und Investor in der TV24-Sendung «Die Höhle der Löwen» wird Brack ab Mai einem breiteren Publikum vorgestellt. Ich treffe ihn im obersten, modernsten, frisch ausgebauten Teil des Gewerbeparks Hintermättli direkt an der Autobahn A1, zwischen den Bahnhöfen Mägenwil und Othmarsingen im Aargau. Wir stehen auf einer grossen Dachterrasse mit Sonnensegel und Grill, auf der an diesem sonnigen Freitagabend zwei Mitarbeiter ein Feierabendbier geniessen. Daran schliesst sich eine modern und hell gestaltete Co-Working-Fläche an: Hier finden Sitzungen und Veranstaltungen statt, hier kann man aber auch die Mittagspause verbringen oder mal in Ruhe arbeiten. Zehn Informatiker in Krakau, Polen, sind seine einzigen Mitarbeiter im Ausland, denn er hatte Schwierigkeiten, hier genügend Entwickler zu finden. Man müsste das Thema Informatik in den Schulen stärker pushen, findet Brack, der von dem, was Schulabgänger können, nicht gerade begeistert ist: «Die meisten Schulabgänger beherrschen nicht einmal das 10-Finger-System, vom Programmieren ganz zu schweigen. Warum ist das heute nicht Standard?»

Der Wandel in seiner Branche sei herausfordernd, sagt Brack. «Die Kleinen können sich spezialisieren, die Grossen werden immer grösser – die Mittelgrossen aber haben es sehr schwer. Genau deshalb muss es unser Anspruch sein, zu den Grossen zu gehören.» Mit internationalen Anbietern wie Amazon oder Alibaba preislich konkurrieren zu können, wird von Jahr zu Jahr schwieriger, was natürlich mit den höheren Löhnen und Kosten in der Schweiz zusammenhängt. «Viele der Preissteigerungen haben aber auch mit neuen Regulatorien zu tun», sagt Brack. «Nur schon ein Bauprojekt bewilligt zu bekommen hierzulande, ist unvorstellbar schwierig geworden.» Es gebe zwar durchaus sinnvolle Empfehlungen – dass diese aber tendenziell später zu Regeln und noch später zu Gesetzen werden, sei problematisch. «Regulierungen stehen oft dem gesunden Menschenverstand entgegen, denn es gibt viele Ausnahmesituationen, in denen eine Abweichung von der Regel Sinn machen würde.»

In Willisau betreibt Competec das grösste E-Commerce-Lager der Schweiz: Automatische Kleinteilelager und Schnellverpackungsanlagen sorgen für einen umgehenden Versand. Wer bei Brack.ch bis 17 Uhr etwas bestellt, erhält es zu 99,9 Prozent am Folgetag, denn was dort erhältlich ist, wird in Willisau gelagert. Er erhält das Paket ausserdem portofrei. Um diesen Service aufrechterhalten zu können, ohne die Preise zu erhöhen, fordert Brack ein Entgegenkommen der Schweizer Post. Weil der Weltpostverband festlegt, dass ein Paket bis zwei Kilo ein «Brief» sei, sieht sich Brack im Nachteil gegenüber Händlern in China, die nicht nur keine Zollkosten und keine Mehrwertsteuer zahlen müssen, sondern für den langen Weg bis in die Schweiz weniger bezahlen als Brack für den Inlandversand, der eben für die Schweizer Post als «Paket» gilt: «Eine gewaltige Wettbewerbsverzerrung! Ich erwarte ja keinen Heimvorteil, sondern nur gleich lange Spiesse. Rechne ich es durch, müsste ich mein Lager nach China versetzen. Aber das kann es ja nicht sein.»

Wein: Starmont Winery and Vineyards, Nappa Valley, 2014 (Cabernet Sauvignon)

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