Ein Drink an der Bar mit den Degen-Zwillingen
Philipp und David Degen sind Profi-Fussballer und die bekanntesten eineiigen Zwillinge der Schweiz. Weniger bekannt ist, wie die beiden Brüder funktionieren. Ein absolut aufschlussreiches Protokoll unseres Bargesprächs über Business-Projekte, Dominanz, Mamas Schoss und ersten Sex.
David Degen erscheint als erster in der Bar des Restaurants Schmuklerski von Ex-Fussballprofi Thomas Bickel. Es ist 21 Uhr. Er ist am Handy. Kurz darauf das Déjà-vu: Philipp Degen betritt die Bar, ebenfalls am Handy. Beide bestellen eine Cola. Im folgenden Bargespräch wird David Degen 21 mal «absolut» sagen.
Christian Nill: Weshalb treffen wir uns hier?
David Degen: Erstens weil das Schmuklerski eine Top-Location in Zürich ist und dem Ex-Fussballer Thomas Bickel gehört. Zweitens macht das Schmuklerski bei unserem neuen, innovativen Projekt «Cresqo» mit.
Nill: Wir merken, Sie möchten Werbung machen. Also: Was ist Cresqo? Philipp, nutzen Sie den Steilpass von Ihrem Bruder und erklären Sie uns in drei Sätzen, was es damit auf sich hat.
Philipp Degen: Also, …
David: Das muss ich beantworten.
Philipp: Ich kanns auch beantworten, aber David kanns besser.
David (zu Nill): Business-Fragen müssen Sie mir stellen. (lacht)
Nill: Aha. Also?
David: Cresqo ist ein neues, innovatives Projekt für die Reisebranche, Gastronomie und Retail. Es ist das Gegenteil eines Rabattsystems wie Groupon oder DeinDeal. Wer via Cresqo seine Reise bucht oder z.B. hier im Schmuklerski ein gutes Essen geniesst, erhält für den getätigten Umsatz einen bestimmten Prozentsatz Cresqo-Punkte gutgeschrieben. Mit diesen kann sich der Kunde dann zusätzlich coole Markenprodukte wie zum Beispiel eine Ray-Ban-Sonnenbrille kaufen. Ein toller Mehrwert.
Wo ist der Haken?
Nill: Cresqo-Punkte sind also eine Art Alternativwährung?
David: Ja, könnte man sagen. Ein Cresqo entspricht einem Franken. Wenn jemand bei einem Umsatz von 100 Franken 30 Prozent in Cresqo zurück erhält, entspricht das effektiv 30 Franken, die er dann im Online-Store 1:1 einlösen kann. Das ist absolut neu und innovativ.
Nill (zu Philipp): Weshalb soll jemand bei Cresqo mitmachen?
Philipp: Weil es so etwas noch nicht gibt. Man erhält ja einen Mehrwert. Und man geht ja sowieso ins Restaurant essen.
Nill: Aber diese Cresqo-Punkte…
David: Darf ich antworten?
Nill: Geben wir Philipp noch eine Chance.
Philipp: Man bekommt ja noch 30 Prozent zurück.
Nill: Das kann ja nicht funktionieren. Wo ist der Haken?
David: Es gibt keinen Haken! Wir sind ein neues Tool für die Reisebranche. Wir können auf alle Reisen mindestens 30 Prozent in Cresqo-Punkten gutschreiben.
Nill: Das habe ich verstanden, aber…
David: Wenn man für 1000 Franken Ferien bucht und 30 Prozent Cresqo-Punkte als Mehrwert erhält, dann erhält man quasi 300 Franken zurück.
Philipps Handy spielt plötzlich einen lauten Club-Song.
Philipp zu David: Kann ich es kurz abnehmen?
David: Nein.
Philipp nimmt dennoch ab und geht kurz raus.
Nill: Da hat man dann also 300 von diesen Punkten. Und dann, was macht man damit?
David: Sie lösen Sie ein im Cresqo-Shop. Dieser Shop hat absolute Top-Brands! Zum Beispiel Sonnenbrillen von Ray Ban.
Nill: Moment nicht so schnell. Der Kunde bekommt für einen realen Betrag, den er für eine reale Dienstleistung bezahlt, diese virtuellen Punkte gutgeschrieben. Und mit diesen virtuellen Punkten kann er sich dann wieder reale Dinge kaufen wie eine Sonnenbrille?
David: Richtig.
«Ein ausgeklügeltes System.»
Nill: Was verdient denn dann der Sonnenbrillen-Hersteller? Eine virtuelle Kunstwährung? Damit wird er kaum seine Löhne und Materialkosten bezahlen können…
David: Doch natürlich erhält Ray Ban von uns Geld: Wir kaufen ja dort die Produkte ein, die wir dann in unserem Internet-Shop weiterverkaufen.
Nill: Ach so, Sie kaufen zu einem tieferen Einkaufspreis und setzen Ihre Marge obendrauf.
David: Genau, wir sind ein absolut ausgeklügeltes Margensystem. Ein System, das, ich sage es mit Stolz, das absolut ausgeklügelt ist.
Nill: Dieses Geschäftsmodell basiert also auf der Differenz der Margen der verschiedenen Anbieter.
David: Richtig. Es ist wirklich ausgeklügelt.
Philipp ist inzwischen wieder zurück.
Philipp: Es steckt viel Arbeit darin.
David: Wir brauchten zwei Jahre, bis das Modell funktionierte.
Nill: Sie…
David: … Und ich sage es mit absolutem Stolz, dass wir wirklich ein Top-Produkt haben.
Philipp: Das ist wie mit den Cumulus-Punkten.
David: Richtig.
Philipp: Nur ist es bei uns 1 zu 1.
David: Richtig.
Nill: Gut, ich denke, nun hat man das System im Grossen, Ganzen kapiert. Was mich wunder nimmt: Sie arbeiten u.a. auch mit dem Best of Swiss Gastro zusammen, dem Publikumswettbewerb. Wo profitieren Sie voneinander?
David: Das ist zurzeit einer der absolut angesagtesten Brands in der Gastroszene. Und für uns ist es zentral, dass die Gastronomen und auch Hoteliers wissen, dass Cresqo für sie eine echte Win-win-Situation ist und sie wirklich etwas zurück erhalten, wenn sie ihre Angebote auf unserer Seite publizieren.
Nill: Danke, die Werbepause ist nun vorbei. Eine letzte Frage dazu noch: Wie viel Geld haben Sie in dieses Business-Projekt gesteckt?
David: Ich spreche nie über Geld.
Nill: Eigentlich schade, nicht?
Philipp: Nein.
David: Nein.
Photograph Scherrer lacht.
David: Wichtig ist, dass…
Fussballtrainer-Pausenansprache
Nill: Ich schlage vor, dass Philipp kurz das Wort hat.
Philipp: Entscheidend ist, dass man mit Leidenschaft dabei ist.
Nill: Klingt nach Fussballtrainer-Pausenansprache.
David: Nein, …
Philipp: …es geht nicht um Geld…
David: Noch einmal: Wir sind Mitgründer und Mitinitiatoren von diesem Projekt, gemeinsam mit Jean-Paul Saija. Das ist absolut zentral.
Philipp: Ja,…
David: Ich habe nicht in ein Start-up investiert…
Philipp: …nicht eingekauft oder so…
David: Oder mich irgendwo eingekauft. Ich bin absolut seit der Gründung der Aktiengesellschaft dabei. Aber ich werde nicht sagen, wie viel Geld da drin steckt.
Nill: Als Aktiengesellschaft müssen Sie diese Zahl sowieso offenlegen.
David: Ja, natürlich.
Philipp: Dann können Sie dort nachsehen.
Nill: Dann können Sie es auch gleich offen legen.
David: Nein, ich spreche nicht über Geld.
Philipp: Sie müssen ja auch noch Arbeit haben. (lacht)
Nill: Danke für die Anteilnahme. (Kapitalisierung gemäss Moneyhouse.ch: 1’254’000 Franken)
Für die Aussenwahrnehmung spielt die Glaubwürdigkeit einer Firma auch eine grosse Rolle.
Beide Degens reden durcheinander:
Philipp: …ich will wissen…
David: …ich glaube schon…
Nill: Wie ist denn die Firma aufgestellt?
David: Nein, also noch einmal… Wie die Firma aufgestellt ist? Wir haben super Leute und einen absoluten Top-Shot als CEO. Wir haben absolut super Strukturen, sind top aufgestellt…
Philipp: (murmelt etwas)
Nill: Was meinen Sie, Philipp?
Philipp: Das ist kein Kindergeburtstag, …
David: … wir machen hier nicht einfach etwas ins Blaue hinaus.
Nill: Das hat auch gar niemand behauptet?
David: Aber! Das sage ich jetzt ganz bewusst: Das Risiko ist hoch. Wir wissen, wir können dabei auch verlieren.
Philipp: Aber…
David: Aber wir sind Winner-Typen. Wir stehen immer wieder auf, egal nach welcher Niederlage.
Philipp: Ja, das ist so, und …
David: Und, jetzt kommt das Wichtigste: Wir glauben an etwas. Ich glaube an den Erfolg dieses Projekts, weil es absolut innovativ ist und…
Nill: Das sagten Sie schon.
David: Und wenn jetzt der entscheidende Satz gekommen wäre?
Nill: Ich glaube, man hat die Idee verstanden.
David: Aber dann will ich, dass Sie das dann auch aufschreiben.
Philipp: Da schauen wir dann genau, ob Sie das aufschreiben.
Nill: Wir werden sehen…
Beide Degen-Brüder reden wieder durcheinander. Photograph Scherrer lacht.
«Wir bewegen gerne Menschen.»
Nill: Sie beide sind 29. Eigentlich Profifussballer, doch langsam scheinen Sie sich weiterzuentwickeln in Richtung Unternehmer. Profitieren Sie davon, dass Sie immer im Doppel auftreten können?
Philipp: Man darf nicht vergessen, wir sind Profifussballer. Aber jeder Fussballer verfolgt in seiner Freizeit noch andere Projekte. David und ich sind an vielen Dingen interessiert: Wie funktioniert eine Firma, wie baut man eine Firma auf? Diese Prozesse finden wir spannend. Ausserdem bewegen wir beide einfach gerne Menschen. Wenn wir die Möglichkeit haben, Menschen zu bewegen oder sogar einmal Arbeitsplätze zu schaffen, dann sind wir die ersten, die das tun. Aber unsere Leidenschaft bleibt der Fussball.
Nill: Sie werden nicht ein Leben lang als Fussballprofi arbeiten können.
Philipp: Richtig. Man muss auch als Fussballer vorausschauen. Irgendwann ist die Fussballkarriere vorbei. Da kann man sich nicht erst dann fragen, was mache ich jetzt?
Nill: Sind Sie denn weit vorausschauend?
Philipp: Na ja, wir werden nächstes Jahr 30. So weit vorausschauend ist das nicht. Wir haben beide lange Verletzungspausen hinter uns. Ich geniesse jeden Moment, den ich auf dem Platz verbringen kann.
Nill: David, sind Sie schon auf dem Sprung zum Unternehmer?
David: Ich interessiere mich schon seit Jahren für Wirtschaft und konnte schon ein paar erfolgreiche Unternehmen kennen lernen.
Nill: Haben Sie sich konkret weitergebildet in diese Richtung?
David: Ich lese viel und eigne mir viel selber an. Learning by doing. Aber ich muss natürlich noch viel lernen.
Philipp: Ich…
David: Aber das ist normal. Jeder muss noch viel lernen. Wenn man den Willen und die nötige Disziplin und v.a. auch die Leidenschaft hat, sich für etwas wirklich zu interessieren, dann ist learning by doing absolut das Beste.
Philipp: Bei mir…
David: Schule ist ja gut und recht, aber ich wollte immer mal noch den Betriebsökonom machen und das MBA. Nur fehlt mir die Zeit. Ich bin 100 Prozent Fussballer. In meiner Freizeit mache ich, was mir Spass macht. Für mehr habe ich keine Zeit.
Philipp: Genau, und…
David: Aber! Ich habe schon immer gesagt, dass ich auch noch den Betriebsökonom und das MBA machen will.
Philipp trinkt einen Schluck Cola.
Wie das Ping-Pong der beiden Fussballprofis und Zwillinge weitergeht und was sie über schwule Fussballer und ersten Sex sagen, lesen Sie jetzt auf Bar-Storys.ch.