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Editorial

Dienst, Leistung und dann noch Kunst? Dient, wer etwas leistet? Leistet, wer dient? Vor allem: leistet die Kunst noch etwas, wenn sie dient? Kann im Zusammenhang mit Kunst überhaupt von einer «Dienstleistung» gesprochen werden, ohne die Kunst zu kompromittieren? «Dienstleistung Kunst». Leistung im Zusammenhang mit Kunst, das mag man noch gelten lassen, meint Leistung doch […]

Dienst, Leistung und dann noch Kunst? Dient, wer etwas leistet? Leistet, wer dient? Vor allem: leistet die Kunst noch etwas, wenn sie dient? Kann im Zusammenhang mit Kunst überhaupt von einer «Dienstleistung» gesprochen werden, ohne die Kunst zu kompromittieren?

«Dienstleistung Kunst». Leistung im Zusammenhang mit Kunst, das mag man noch gelten lassen, meint Leistung doch auch Erfolg. Wird aber der «Dienst» vor die «Leistung» gehängt, dann wird es suspekt, klingt es doch nun nach Unterordnung, nach Buckel und gesenktem Haupt, nach Herr und Diener, Auftraggeber und Lieferant. Nach einem zackigen «Zu Diensten!», mit dem der eigene Kopf und die Unabhängigkeit an der Türschwelle abgegeben wird, die man eben grüssend überschreitet. «Kunst zu Diensten!» wäre ein Kunst, die käuflich wird und damit korrupt, es wäre «Andienung Kunst» nicht «Dienstleistung Kunst».

In der Assoziationswolke rund um die Kunst sind eher Begriffe wie «Kreativität», «Phantasie» «Originalität», «Freiheit» und «Autonomie» zu Hause. Die «Andienung» gehört zum totalitären Staat, der sie erzwingt. Die «Dienstleistung» möchte man lieber der Buchhaltung zuordnen. Und von der Kunst beides fernhalten.

Auch vom Kunsthandwerk grenzt sich die Kunst nicht ungern ab. Ist jenes doch zu offensichtlich Dienst am zahlenden Kunden. Eine original Schwarzwälder Kuckucksuhr mag mit grossem handwerklichen, vielleicht auch künstlerischem Geschick gefertigt worden sein, und doch würde man sie nicht ohne weiteres Kunst nennen wollen. Kunst kann zwar die Wand ebenso schmücken wie die Uhr, doch Kunst will weder schmuck noch blosser Schmuck sein. Kunst kann ergötzen, doch Götzen dienen will sie nicht. Und auch wenn Kunst das Leben leicht macht und neue Horizonte öffnet, wird in der Regel kaum jemand sie in dasselbe Regal wie die Erbauungs- und Ratgeberliteratur einordnen.

L’art pour l’art – das ist Kunst, ohne den unausweichlichen Gedanken im Hinterkopf, wem sie zu Nutz und Dien-sten sein könnte, ausser sich selbst. Doch «Kunst ist das grosse Stimulans zum Leben: wie könnte man sie als zwecklos, als ziellos, als l’art pour l’art verstehn?», so fragte Nietzsche. Und so könnte man weiterfragen: Warum sollte Kunst nicht tatsächlich dem Leben – dem schönen – dienen?

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