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Editorial

Der Lauf der Welt hält sich nicht an den Plan der Magazinmacher. Ein eigenes Opus ist diese meine letzte Ausgabe, die ich dirigiere, allemal. Aber wir haben aus relevant-aktuellem Anlass im letzten Moment nochmals umgestellt, zu Ihrem Mehrwert, davon sind wir überzeugt: mehr von Niall Ferguson, Judith Butler und mir zur Einordnung der Terroranschläge in […]

Der Lauf der Welt hält sich nicht an den Plan der Magazinmacher. Ein eigenes Opus ist diese meine letzte Ausgabe, die ich dirigiere, allemal. Aber wir haben aus relevant-aktuellem Anlass im letzten Moment nochmals umgestellt, zu Ihrem Mehrwert, davon sind wir überzeugt: mehr von Niall Ferguson, Judith Butler und mir zur Einordnung der Terroranschläge in Paris finden Sie auf den S. 7 und S. 38 ff.

Darüber hinaus bleibt mir nun, in meinem letzten Editorial auf meine Zeit als Chefredaktor und CEO dieser Zeitschrift zurückzublicken. Es waren die bisher aufregendsten Jahre meines Lebens. Ein eigenes Magazin zu machen, das heisst viel Unsichtbares leisten, das die Leser nur ahnen können: viel Korrespondenz mit Autoren, viel interne Kommunikation, viel Fleissarbeit. In den heissen Phasen der Produktion bedeutet es jedoch auch zuverlässig: Adrenalin, Konzentration, Fokussierung. Intellektuelle Publizistik stellt eine ebenso schweiss- wie glückshormontreibende Form der Athletik dar.

Ich erinnere mich gut: Am 2. Mai 2007 trat ich meinen Job als Mitherausgeber an – damals noch in der Mansarde eines Jugendstilhauses mit knarrenden Holzböden an der Vogelsangstrasse. Mein Arbeitsplatz bestand aus einem ungelenken Pult, darauf ruhten einsam eine Lampe, die aus einem Brockenhaus stammen musste, und ein verlorenes PC-Kabel ohne PC. Die Szenerie mutete wie ein Stillleben aus den 1970er Jahren an. Mein erster Arbeitstag war – ein mittlerer Schock. Und ein grosses Versprechen: hier, so verstand ich gleich, kannst du etwas bewegen.

Also tat ich, was ich noch nie getan hatte: Erarbeitung eines Strategiepapiers und Businessplans, Investorensuche, eigenes Investment, Gründung der SMH Verlag AG. Und fundamental wichtig: Aufbau von eigener Redaktion und eigenem Verlag. Ich hatte in all den Jahren das Vergnügen, ein junges, ehrgeiziges Team zu formieren und zu formen – längst sind wir eine Lerngemeinschaft geworden, deren einzige Regel besagt, dass das Bessere nicht der Feind, sondern der Freund des Guten ist.

Verlag und Magazin stehen solide da. Wenn ich nun die operative Leitung in neue Hände gebe, so tue ich dies mit grosser Gelassenheit: Das beste Team, das ich mir wünschen kann, ist am Werk. Liebe Leute, nur dies: geht unbeirrt den freiheitlichen Weg weiter, den wir eingeschlagen haben; seid mutig und besonnen; und klar: habt viel Spass!

 

René Scheu

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