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Editorial

Liberale gelten als verkopfte Menschen, dem Liberalismus fehlt es an Sexappeal. Es war Friedrich August von Hayek, der 1949 in seinem für die «Schweizer Monatshefte» – also für diese Zeitschrift – verfassten Essay «Die Intellektuellen und der Sozialismus» deshalb für mehr «Mut zur Utopie» unter Liberalen warb. Sein Ruf blieb ausserhalb der Eingeweihten bis heute […]

Liberale gelten als verkopfte Menschen, dem Liberalismus fehlt es an Sexappeal. Es war Friedrich August von Hayek, der 1949 in seinem für die «Schweizer Monatshefte» – also für diese Zeitschrift – verfassten Essay «Die Intellektuellen und der Sozialismus» deshalb für mehr «Mut zur Utopie» unter Liberalen warb. Sein Ruf blieb ausserhalb der Eingeweihten bis heute weitgehend ungehört. Doch kommt es innerhalb der liberalen Grossfamilie immer wieder zu Aufwallungen starker Gefühle – frei nach dem Motto: je kleiner die Gemeinde, desto grösser die Emotionen. Jüngst traf es die Hayek-Gesellschaft in Deutschland. Karen Horn, bis vor kurzem Präsidentin der Gesellschaft und dem «Monat» als Autorin und Gesprächspartnerin seit Jahren verbunden, publizierte zuerst in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» und daraufhin in dieser Zeitschrift zwei Essays, in der sie vor «reaktionären» Kräften in den eigenen Reihen warnt. Es kam zum Eklat in der Hayek-Gesellschaft – und zu Horns Abgang. Leider. Aber die Debatte geht weiter, und wir wollen sie nutzen. Lesen Sie in dieser Ausgabe die Replik der Publizistin Cora Stephan – und das Interview mit dem deutschen FDP-Chef Christian Lindner. Mehr ab S. 12.

Was ist eigentlich Liberalismus, maximal zugespitzt? Ich würde sagen: Es ist die Philosophie der Freiwilligkeit – daraus lässt sich alles weitere ableiten: einen freien Willen hat nur das Individuum (->Individualismus); das frei gewählte Zusammenleben ist friedlicher als das erzwungene (->Sozialphilosophie); freiwillig ist nur der Tausch (->Ökonomie); tauschen lässt sich nur, was einem gehört (->Privateigentum); der Schutz des Eigentums ist oberstes Gebot (->Minimalstaat). War’s das schon? Nicht unbedingt. Wir bleiben dran – und geben der Debatte in den kommenden Monaten genügend Raum.

Ab Januar 2016 werde ich die Leitung des Feuilletons der NZZ übernehmen. Die operative Führung unseres kleinen Verlags gebe ich per Ende Jahr ab, bleibe der liberalen Grossfamilie und dieser Zeitschrift aber erhalten.

René Scheu
Herausgeber & Chefredaktor

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