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Editorial

 

Editorial

«Gemessen an den Irrungen und Wirrungen in Europa und im Rest der Welt lebt man in der Schweiz noch auf einer Insel der Glückseligen.»
Otto Lampe, abtretender Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, am 10. Juli 2017 in einem NZZ-Gastkommentar

Herzlich willkommen in der September-Ausgabe des «Schweizer Monats». Ich freue mich, neu als Chefredaktor eines privaten Kulturguts zeichnen zu können, das dank dem verdankenswerten Engagement vieler seit bald hundert Jahren existiert, also bisher erfolgreich überlebt hat.

2019 befinden wir uns in für Printmedien schwierigen, ansonsten aber sogenannt «guten» Zeiten: Der Börsenindex SMI fliegt so hoch wie noch nie, die Steuereinnahmen sprudeln. Doch gerade solche sind aus liberaler Sicht höchstgefährlich. Man glaubt dann jeweils, auch noch die kleinsten Probleme mit neuen Vorschriften, Behörden, Fachstellen und staatlichen Empfehlungen angehen zu müssen, statt sie einer kreativen Lösung der Bürger zu überlassen.

Um ein Beispiel zu geben von der Insel der mit Luxusproblemen beschäftigten Glückseligen: Eine Interpellation des Luzerner Grünen Michael Töngi (19.3590) verlangt nun auch noch vom Bundesrat, die Informationsanstrengungen, mit denen die Bürger zu einem klimaschonenden Verhalten gebracht werden sollen, zu intensivieren – als hätten die Medien diese Aufgabe nicht bereits den ganzen Sommer über mit höchster Gewissenhaftigkeit erledigt und als wären staatliche Umweltschutzfachstellen nicht längst eingerichtet. Im Kanton Zürich gibt es etwa die Koordinationsstelle für Umweltschutz (KofU) und die Zürcher Umweltpraxis (ZUP). Mit oder ohne Annahme der Interpellation werden die Ausgaben des Bundes munter weiterwachsen, sie haben sich in den letzten dreissig Jahren mehr als verdoppelt. Der durchschnittliche Jahreslohn der Bundesverwaltungsangestellten ist auf über 120 000 Franken gestiegen.

1848 war alles noch anders. Der von Liberalen neugegründete Bundesstaat hatte erst wenige Mitarbeiter und Aufgaben, gab also kaum Geld aus. Das Finanzdepartement unter Josef Munzinger etwa – so ist es nachzulesen in der Biografie «Ochsenbein» von Rolf Holenstein, mehr dazu hier, bestand neben Bundesrat Munzinger selbst gerade mal aus einem Staatskassier, einem Teilzeitstaatsbuchhalter, einem Teilzeitsekretär, je einem Kassier in Zürich, Bern und Luzern sowie aus einem Zündkapselverwalter. Die Losung lautete Eigenverantwortung, denn etwas anderes gab es nicht.

Viel wichtiger jedoch ist, dass uns die Gründer eine liberale Bundesverfassung und einen Staat hinterlassen haben, in dem die bürgerlich-liberale Revolution tatsächlich und nachhaltig geklappt hat – innerhalb der Irrungen und Wirrungen eines revolutionären Europas in Flammen eine einzigartige Leistung. An den Errungenschaften dieser Erfolgsgeschichte bleibt festzuhalten.  

Ronnie Grob

Chefredaktor

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