Editorial
Der langjährige «Monat»-Autor Lars P. Feld wurde letztes Jahr zu einem der fünf deutschen Wirtschaftsweisen ernannt. Das Gremium berät die Regierung unter Angela Merkel in Fragen der «gesamtwirtschaftlichen Entwicklung». Feld leitet das Walter-Eucken-Institut in Freiburg im Breisgau und ist einer der profiliertesten deutschen Ökonomen in der Tradition des Ordoliberalismus. Wir haben ihn um eine Beurteilung […]
Der langjährige «Monat»-Autor Lars P. Feld wurde letztes Jahr zu einem der fünf deutschen Wirtschaftsweisen ernannt. Das Gremium berät die Regierung unter Angela Merkel in Fragen der «gesamtwirtschaftlichen Entwicklung». Feld leitet das Walter-Eucken-Institut in Freiburg im Breisgau und ist einer der profiliertesten deutschen Ökonomen in der Tradition des Ordoliberalismus. Wir haben ihn um eine Beurteilung zur Lage der Freiheit im krisengeschüttelten Europa gebeten. Felds Konklusionen stimmen trotz sanftem Ton nachdenklich: Mit dem Argument der Alternativlosigkeit wird das Fundament liberaler Demokratien unterhöhlt. Während die Politik überall in Europa die wirtschaftliche Freiheit nonchalant einschränkt, nährt sie geradezu fahrlässig die Illusion, dass es der Staat wieder einmal richten werde. Feld analysiert die unverzichtbaren Prinzipien einer freiheitlichen Ordnung – und den heutigen Umgang mit ihnen.
«Muslime brauchen Freiheit vom dogmatischen Glauben und eine Kultur, die eher zweifelt als gehorcht», schreibt Pervez Hoodbhoy. Wir trafen den pakistanischen Atomphysiker, der zu den wichtigsten Intellektuellen seines Landes gehört, zu einem Gespräch über Islam und Wissenschaft. Hoodbhoy kennt Abendland und Morgenland, Aufklärung und Scharia, Teilchenphysik und Orthodoxie. Wie kam es, dass Islam und Wissenschaft getrennte Wege gingen? Und besteht Aussicht, dass beide wieder zusammenfinden? Mehr im grossen Gespräch.
Auch der Kulturteil dieser Ausgabe beschäftigt sich mit den Wissenschaften: Um die Re-Integration der Geisteswissenschaften in die Ökonomie bemüht sich Deirdre McCloskey. Und im Interview mit Johannes M. Hedinger erläutert der Zürcher Philosoph Jens Badura, wie Sinn (Wissenschaft) und Sinnlichkeit (Kunst) sich gegenseitig befruchten.
Der in der letzten Ausgabe lancierte Strategierat 21 für die Schweiz gibt zu reden. Die Initiative, die Jobst Wagner in der Oktobernummer präsentiert hat, trifft offensichtlich den Nerv der Zeit. Dass sich in den letzten Wochen zahlreiche Wissenschafter, Unternehmer und Bürger bei Jobst Wagner persönlich gemeldet haben, zeigt: Nach dem notorischen Durchwursteln und Sichselbstschlechtreden wächst hierzulande das Bedürfnis nach konstruktiven Vorschlägen, die aus der selbstverschuldeten Defensive führen. Mehr zum Strategierat 21 vorerst in der Rubrik «ohne Scheuklappen».
Im Dossier befassen wir uns ebenfalls mit einem zentralen Element der Zivilgesellschaft: der Ökonomie des Gebens. Lesen Sie mehr von unseren Autoren zum Stiftungsstandort Schweiz und seinen Zukunftsperspektiven!