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Editorial

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«Es scheint fast ein Gesetz der menschlichen Natur zu sein, dass es leichter ist, sich auf ein negatives Programm […] als auf eine positive Aufgabe zu einigen.» — Friedrich August von Hayek: Der Weg zur Knechtschaft

Als wir im Herbst des vergangenen Jahres damit begannen, das Dossier dieser Ausgabe zu planen, war die «grüne Welle» noch nicht in die Schweizer Politik geschwappt, die FDP noch nicht für ihr Klimaschutz-Hin-und-Her kritisiert worden – selbst die Schülerinnen und Schüler sassen freitags noch in ihren Klassenzimmern. Uns war damals aufgefallen, dass sich im liberalen Lager ein erstaunlicher Bewusstseinswandel vollzog. Ob bei libertär gesinnten Silicon-Valley-Investoren oder bei linksliberalen Bohémiens in Zürcher Vegi-Restaurants: Ökologie, namentlich die Bewältigung des Klimawandels, wurde plötzlich sogar dort, wo das Thema bislang ganz gern mit dem Hinweis auf die effizienteste Art der Ressourcenallokation – freie Märkte – ausgeklammert wurde, plötzlich zum Gegenstand hitziger Diskussionen, die sich zusehends vom Theoretischen ins Unternehmerisch-Praktische verschoben.

Wieso, fragten wir uns, hat das eigentlich so lange gedauert? Damit unsichtbare Hände ihre nützliche Arbeit tun können, muss sich doch zuerst irgendwer die (sichtbaren) Hände schmutzig machen, oder? Anders als in linksgrünen Kreisen war also nicht von «Mehr Verboten! Mehr Verzicht» die Rede, sondern von Innovation. Die Diskussionen legten den Grundstein für neue Allianzen aus den Bereichen Forschung, Technik und Unternehmertum – mithin für eine Intensivierung der Suche nach ganz konkreten, marktfähigen Lösungen für real existierende ökologische (und damit verbunden: gesellschaftliche) Probleme. In unserem Dossier zur Zukunft der Ernährungswirtschaft, die heute für fast einen Drittel der weltweiten CO2-Emissionen (2050: zwei Drittel) verantwortlich ist, stellen wir einige dieser Projekte vor und erinnern daran, dass Marktwirtschaft und Nachhaltigkeit sich nicht ausschliessen – ganz im Gegenteil! Aber man muss eben machen, nicht nur darüber reden.

Ans Herz lege ich Ihnen auch unsere Titelgeschichte mit dem Evolutionsbiologen und Pulitzer­preisträger Jared Diamond, die in diesem Sinne schon vorgreift. Diamond vertritt die These, dass der entscheidende Schritt der Menschheit, der Übergang zu landwirtschaftlich-produzierenden Gesellschaften, vor allem klimatisch und geografisch (nicht: kulturell) bedingt war und Europa dabei die beste Ausgangslage von allen hatte, ja bis heute hat. Ronnie Grob hat sich mit dem weitgereisten Forscher unterhalten und ihn zum sinnvollen Umgang mit Krisensituationen befragt.

Verpassen sollten Sie auch nicht die Debattenbeiträge von Katharina Meredith (Reaktion auf unser «Staat-und-Kirche»-Dossier im April) und Rudolf Wehrli (Ergänzung unseres Ungleichheitsschwerpunkts im Mai-Heft). Und wenn Sie dann noch Zeit haben, engagieren Sie sich im Milizsystem! Oder lesen Sie immerhin den Schwerpunkt darüber!

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