Editorial
«Wer Ohren hat zu hören, der höre», heisst es in Matthäus 11,15. Die Hörverweigerung ist in der Schweiz, gerade in aussenpolitischen Fragen, weitverbreitet. Die diplomatischen Beziehungen zwischen unserem Land und Deutschland haben sich in den letzten Jahren merklich getrübt, auch wenn sich dies nicht alle eingestehen wollen. Der erste offizielle Besuch der deutschen Bundeskanzlerin in […]
«Wer Ohren hat zu hören, der höre», heisst es in Matthäus 11,15. Die Hörverweigerung ist in der Schweiz, gerade in aussenpolitischen Fragen, weitverbreitet. Die diplomatischen Beziehungen zwischen unserem Land und Deutschland haben sich in den letzten Jahren merklich getrübt, auch wenn sich dies nicht alle eingestehen wollen. Der erste offizielle Besuch der deutschen Bundeskanzlerin in der Schweiz hat gezeigt, dass unser nördlicher Nachbar in politischen Fragen – Stichworte sind hier etwa «Flugstreit» und «Steuerstreit» – kaum zu Zugeständnissen bereit ist. Ex-Botschafter Thomas Borer warnt vor falscher Gelassenheit und prophezeit: «Die Schweiz wird weiter unter Druck geraten.» Den folgenreichen Missverständnissen in Staats-, Demokratie- und Wettbewerbsfragen weiterhin mit passiver Réduit-Haltung zu begegnen, sieht er als Ausdruck helvetischer Ahnungslosigkeit. Gefordert sei vielmehr aktive Aufklärung. Lesen Sie mehr im Dossier ab S. 17.
Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass wir unsere Homepage neu konzipiert und unser Onlineangebot ausgebaut haben. So finden Sie jetzt unter www.schweizermonatshefte.ch/freierede/ auch ein Online-Tagebuch von Robert Nef. Eine Auswahl seiner Reflexionen publizieren wir unter «Blogs, Reden und Widerreden» auf S. 6. Wir freuen uns auf Ihre Reaktion!
In die neue digitale Welt passt auch das Unternehmergespräch mit Daniel Borel, dem Mitgründer von Logitech, jener Firma, die in der Produktion von Computermäusen weltweit führend ist. Er kritisiert die «altmodische Weltanschauung» vieler
unserer Politiker und plädiert für eine moderne Schweiz, die auch in der Welt von morgen zu den erfolgreichsten Nationen zählt. Abgelichtet wurde Daniel Borel, ebenso wie zuvor André Kudelski, vom renommierten Schweizer Portraitphotographen Giorgio von Arb. Mehr ab S. 40.
Eine tote Frau und vier lebende Männer, das sind die Personen im Theaterstück «Tag der Dachse» von Jens Nielsen, das im Mai dieses Jahres in Zürich uraufgeführt wurde. Lesen Sie den ersten Akt ab S. 58. Eine «ortsspezifische Anomalie» führt in dem Drama dazu, dass man, solange man in ihrer Nähe ist, Dinge weiss, die man sonst nicht weiss. Gerne würden wir diese Anomalie aufspüren, interessiert uns doch die Frage «Was heisst denn hier Freiheit?» Bis wir den Ort gefunden haben, reichen wir diese Frage gerne weiter. Auf der vorletzten Seite jeder Ausgabe finden Sie daher Antworten, diesmal von dem Ökonomen Thorsten Hens (S. 67).
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