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Editorial
Eine Frau auf den südpazifischen Salomonen sortiert Muschelgeld. Die Muschelwährung gilt bei einigen Völkern der Region heute noch als Komplementärwährung neben der offiziellen Geldwährung. Das Muschelgeld wird oft verwendet für Zeremonien, als Mitgift oder für Landzahlungen. Bild: Rob Maccoll for AusAID.

Editorial

«Es ist grösser als jede Regierung.»

BlackRock-CEO Larry Fink über Bitcoin, im Januar 2024

 

In der Schweiz halten 32 Prozent der Millennials und 29 Prozent der Gen Z Kryptowährungen, wie kürzlich eine Umfrage von YouGov Deutschland und Bitpanda unter 6000 Leuten ergab. Die Hoffnung dieser jungen Generation ist, damit einem Fiatfinanzsystem entfliehen zu können, das neu Hinzu­kommende wie sie auf keinen grünen Zweig kommen lässt. Wer in seiner ­Lebensspanne weder eine Erbschaft noch ein hohes Einkommen erwarten darf, ­versucht so, seinen Traum vom angesparten Eigenheim im Grünen doch noch zu
erreichen.

Wir nennen den Schwerpunkt dieser Ausgabe «Finanzsysteme», weil seit Januar 2009, als Bitcoin mit dem ersten Block entstand, eine Alternative zu den staatlich ­kontrollierten Finanzsystemen entstanden ist: ein elektronisches Peer-to-Peer-­Bezahlsystem mit kontrollierter Inflation, bei dem jeder und jede mitmachen kann, wie beim Internet: ohne um Erlaubnis zu fragen und ohne zensuriert zu werden. Wie wichtig das ist, wissen alle, die schon mal vom Staat gegängelt wurden. Wer den Zugriff verliert auf sein Bankkonto, wird früher oder später Konkurs anmelden müssen.

Larry Finks Gedanke, dass Bitcoin grösser sein könnte als jede Regierung, lässt ­Regierungen befürchten, die Kontrolle zu verlieren. Und lässt all jene träumen, die ­einem unverantwortlichen Staatswesen das Geld aus der Hand nehmen und es dorthin zurückgeben wollen, wo es hingehört: in die Hand des Individuums.

Bitcoin diskriminiert niemanden und bietet so auch Ländern und Leuten, gegen die Sanktionen ausgesprochen wurden, freien Zugang. Gleichzeitig entsteht mit der zunehmenden Abkoppelung von BRICS-Staaten vom US-dominierten SWIFT-­System eine multipolare Welt. Das Finanzsystem, wie wir es seit Ende des Zweiten Weltkriegs (Bretton-Woods-System, IWF, Weltbank) beziehungsweise seit 1971 (Ende des Goldstandards, flexible Wechselkurse) kannten, könnte ein nächstes ­Update erhalten.

Das bestehende Finanzsystem hat sich bisher stets als resilient erwiesen; kreative Wege werden auch dieses Mal gefunden. Wer auf die letzten 25 Jahre zurückblickt, ­erkennt, dass das Internet allen Rückschlägen zum Trotz langfristig viele träge ­Branchen einverleibt hat und neuen einen Aufstieg beschert. Bitcoin stellt nun ebenso disruptiv die Frage, wie ein neues Finanzsystem aussehen könnte und welche Rolle Banken und Vermögensverwalter darin spielen könnten.

Wer mehr über Bitcoin wissen will, kann sich in diesem Heft, aber auch auf ­schweizermonat.ch dazu informieren: Wir haben das erste Dossier zu Bitcoin 2018 veröffentlicht. Im Oktober veranstalten wir übrigens einen Bitcoin-Workshop in ­Zürich – für Mitglieder kostenlos.

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