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Editorial

Editorial
Bild: Pexels.

«In Wahrheit ist das Geld der Gipfel der menschlichen Toleranz. Geld ist toleranter als jede Sprache, jedes Gesetz, jede Kultur, jeder religiöse Glaube und jedes Sozialverhalten.»

Yuval Noah Harari in «Eine kurze Geschichte der Menschheit»

 

Sie halten die erste Ausgabe von «Q» in der Hand. Unser Magazin erscheint neu vierteljährlich und nicht mehr monatlich – nach dem Motto «weniger ist mehr». Wir kommen damit dem veränderten Leseverhalten entgegen, das sich insbesondere mit dem Aufkommen des Internets ­ausgeprägt hat: Kürzere Texte werden heute online gelesen, was wir auf schweizermonat.ch anbieten. Für längere Texte nimmt man sich dagegen auch heute noch die Zeit, um sich abseits des Bildschirms in ein Thema zu vertiefen. Ob Sie von unserer neuen Publikation begeistert oder angewidert sind – sagen Sie es uns! Denn die eigene Meinung frei zu äussern ist ebenso wichtig wie andere Meinungen anzu­hören. Dazu braucht es Toleranz – das grosse Thema unseres ersten Hefts.

 

Je stärker sich die Gesellschaft individualisiert, je weiter die einst in Dörfern gewachsenen Gemeinschaften aufbrechen und sich auf verschiedenste Art neu zusammensetzen, desto weniger verstehen sich diese neuen Gruppen. In anonymen Städten können die atheistisch-feministische Lesbe und der muslimisch-patriarchale Fami­lienvater oberflächlich wunderbar nebeneinanderleben und sich gegenseitig tolerieren – aber auch nur, weil sie nie vertieft über ihre Vorstellungen von Familie und Gott ­diskutieren.

 

Mit der neuen Weltwährung Bitcoin und dem sich ankündigenden Fall von Sprachgrenzen durch KI-Übersetzungsprogramme wird die Welt noch individualistischer, noch internationaler, noch vernetzter. Ein zunehmender Teil der Menschheit wird sich künftig nicht mehr wohlfühlen in den starren Grenzen eines Nationalstaats. Um in der Informationsgesellschaft am Weltmarkt teilzunehmen, braucht es nur Strom und nicht zensierten Internetzugang; all jenen, die bisher durch die Politik des Nationalstaats, in den sie zufällig hineingeboren wurden, gefesselt waren, bieten sich riesige Chancen.

 

Wer finanziell unabhängig ist, kann vom Somewhere zum Anywhere werden, zumindest zeitweise. Neue Somewheres, neue Gemeinschaften, denen man sich je nach Lebenssituation anschliessen kann, entstehen. Als Grünsoziale zieht man in die subventionierten Wohnsilos der Zürcher Kalkbreite, als erfolgreiche Bürgerliche in ein Einfamilienhaus an der Goldküste, als Bitcoiner an einen Strand in El Salvador oder Costa Rica.

 

Friedlich in Gemeinschaften integrieren werden sich die Offenen, die, ohne zu ­diskriminieren, jederzeit bereit sind, in die freie Diskussion und in den freien Handel ­einzutreten. Das ist gelebte Toleranz, wie sie die Schweiz schon lange praktiziert: Sie verhält sich neutral gegenüber aller Welt und konzentriert sich auf die Schaffung von Fortschritt und Wohlstand. Möge sie zu einem Vorbild werden für andere.

 

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