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Editorial

Editorial
Beten an der Klagemauer auf dem Tempelberg in Jerusalem. Bild: Ronnie Grob.

«Wir bekämpfen menschliche Tiere und handeln entsprechend.»

Yoav Gallant, israelischer Verteidigungsminister, 9. Oktober 2023

Die Attacke aus dem Gazastreifen auf Israel am 7. Oktober 2023 kam über­raschend. Es ist, als sei der Raubtierwärter eines rundum überwachten Zoos ins Wochenende gefahren, ohne das Tor zu schliessen. Denn es trifft zu, dass sich die Hamas-Terroristen an diesem Wochenende in Südisrael animalisch verhalten haben: Wie rasende Raubtiere haben sie wahllos mehr als 1000 Menschen entführt, geschlagen, vergewaltigt und ermordet – darunter Babys, Kleinkinder, Senioren und auch Muslime. Doch immer dann, wenn Menschen mit Tieren gleichgesetzt werden, droht eine Entmenschlichung, der kaum noch Einhalt geboten werden kann. Freiheitliche Rechtsstaaten müssen Menschen immer als Menschen behandeln. Und nicht als Unmenschen oder Tiere.

Dass der Geheimdienst von Israel überrascht wurde von einem plötzlichen Angriff – just während der erhöhten Aufmerksamkeit am 50. Jahrestag des Jom-Kippur-Kriegs –, ist nur sehr schwer vorstellbar. Die Start-up-Nation hat mit dem Mossad nicht nur einen der kompetentesten und schlagkräftigsten Geheim­dienste der Welt, sondern dazu auch eine Über­wachungsindustrie der Spitzenklasse, die diesen vorrangig beliefert. Eine Panne oder eine Cyber­attacke ist natürlich denkbar. Augenzeugen auf der israelischen Seite des Gazastreifens sagten jedenfalls aus, sie hätten in den ersten Stunden des Angriffs kein einziges israelisches Flugzeug am Himmel erspäht.

Die wahllosen Morde haben Israel zusammengeschweisst, das eben noch zur Justizreform tief gespalten war. Solange der Krieg andauert, wird das wenige Tage nach dem Angriff ­ernannte Kriegskabinett wohl nicht in Frage gestellt werden. Wie es nun das Problem Gaza ­lösen will, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Die Situation bisher ist untragbar. Und jeder Versuch Israels, die Frage zu lösen – zum Beispiel durch Exekution aller Hamas-­Mitglieder –, wird unweigerlich mit Kollateralschäden der palästinensischen Bevölkerung einhergehen, ­deren Durchschnittsalter in Gaza unter 20 Jahren liegt.

Wer das Pech hat, dort geboren zu sein, ist zu bemitleiden. Die Aufstiegschancen beschränken sich für Männer darauf, zu einem Terroristen zu werden, der mit seinem Tod in die ­Illusion entlassen wird, als Märtyrer zu sterben. Und für Frauen, eine gute Hausfrau oder Mutter zu sein. Auswege gibt’s physisch keine, denn Ägypten ist an einer Dreistaatenlösung nicht interessiert. Psychisch sind die islamistischen Gesellschaftsstrukturen vergleichbar mit der abgeschotteten Informationswelt einer Sekte, die zusammengehalten wird von einem unbändigen Hass auf Juden.

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