Editorial
«Bitte beachten Sie, dass Twitter in den kommenden Monaten eine Menge dummer Dinge tun wird. Wir werden beibehalten, was funktioniert, und ändern, was nicht funktioniert.»
Elon Musk, Tweet am 9. November 2022
Wie nur kann ein Firmenchef ankündigen, in Zukunft eine Menge dummer Dinge zu tun, werden sich viele fragen, die ihr Leben bisher immer in vorgespurten Bahnen gelebt haben, die sie sicher zum angestrebten Ziel führten, aber auch nie darüber hinaus. Nun, irgendein Geheimnis wird es wohl geben, wieso Elon Musk mit Tesla, Space X oder The Boring Company gleich mehrere hochinteressante und hocherfolgreiche Firmen aufgebaut hat und dabei, wie so viele Unternehmer eher beiläufig, zu einem sehr reichen Mann geworden ist.
Wischt einer alle Bedenken weg und macht einfach, kann das zu einem revolutionären Durchbruch führen oder zu einem fatalen Misserfolg. Und genau zwischen diesen Extremen schwankt jeder Unternehmer: Ist er nun Genie oder Trottel, Millionär oder Pleitier, Held oder Schurke? Dass so viele Männer zum Typ des Unternehmers neigen, könnte auch mit der Intelligenzverteilung zu tun haben. Während nämlich Mädchen und Buben im Durchschnitt gleich klug sind, finden sich Mädchen vermehrt in der Mitte des Intelligenzspektrums, Buben dagegen an den Polen. Sie sind oder verhalten sich entweder sehr dumm oder sehr klug.1
Oft ist auch beides zugleich anzutreffen: Kluge Männer, die dumme Dinge tun, scheint es wie Sand am Meer zu geben. Man mag sich darüber aufregen, aber es ist auch ein Innovationstreiber. Oder hätten wir Flugzeuge, wenn nicht einige Waghalsige verrückt genug gewesen wären, in die Luft zu gehen, auf die Gefahr hin, am Boden zu zerschellen? Aller Fortschritt hängt von jenen ab, die es anders machen und neu probieren, dabei Fehler begehen und sie später beheben. Obwohl der Unternehmer, der eine neue Zukunft imaginiert und erschafft, so unglaublich entscheidend ist für unseren Wohlstand, erhält er kaum Anerkennung von der Gesellschaft; auch heute wird jeder grosse neue Gedanke kleingeredet und jede grosse neue Erfindung angeprangert. Selbst ein Mann mit den Meriten eines Elon Musk wird zuerst mal ausgelacht, dass er sich anmasst, bei Twitter irgendwas besser machen zu können.
Es sind oft Einzelpersonen oder kleine Firmen, die Innovation erzeugen, und grosse, die sie dann in eine breitere Öffentlichkeit bringen: Die kompostierbare Kaffeekapsel wurde 2011 von Unternehmer Nick Schaude in der Swiss Coffee Company in Widnau erfunden – und wird nun von der Migros mit Coffee B breit ausgerollt. Im Global Innovation Index von 2022 ist die Schweiz übrigens erneut die Nummer 1 der Welt. Im zwölften Jahr in Folge. Unseren visionären Unternehmern sei Dank. Tragen wir ihnen Sorge – und den visionären Unternehmerinnen natürlich auch.
Population Sex Differences in IQ at Age 11: The Scottish Mental Survey 1932. In: Intelligence 31 (2003), S. 533–542. ↩