Editorial
«Wir wissen, dass niemand die Macht je in der Absicht ergreift, sie wieder abzugeben. Macht ist kein Mittel, sondern der Endzweck.»
George Orwell, «1984»
Die Risikogruppen fast alle geimpft, die Fallzahlen sehr tief – das SARS-CoV-2-Virus hat seinen real minimalen, aber medial und gouvernemental massiv aufgebauschten Schrecken längst verloren. Dennoch hat es der Bundesrat verpasst, per 1. Juli 2021 alle zuvor getroffenen staatlichen Massnahmen aufzuheben.
Erinnern Sie sich noch an den zu Beginn kommunizierten Grund für die staatlichen Massnahmen? Es sollte eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindert werden. Wie man jedoch auf covid19.admin.ch jederzeit nachlesen kann, war die Gesamtkapazität der Intensivspitalbetten nie ausgelastet; eines von fünf dieser Betten blieb jederzeit frei. Die Angst, Triagen vornehmen zu müssen, war unbegründet. Auch fehlendes Personal hätte der Markt jederzeit bereitgestellt. Um in einer Intensivstation auszuhelfen, ist ein Pflegemitarbeiter in ein paar Wochen angelernt – natürlich nur notfallmässig. Hätten die Spitäler befristet offeriert, dem Personal statt 5000 Franken 15 000 Franken pro Monat zu bezahlen, hätte es keinen Personalmangel gegeben. Selbst eine dreifache Entlöhnung wäre nützlicher und kostengünstiger gewesen, als ein Vielfaches an Geld und eine riesige Entscheidungsmacht in die Hände von Politikern und Beamten zu legen.
Jetzt, wo es nahezu 100 Prozent der gefährdeten Risikogruppen möglich war, sich impfen zu lassen, existieren schlicht keine Gründe mehr für staatliche Massnahmen und Einschränkungen. Dennoch werden sie fast überall aufrechterhalten; weshalb, kann bald niemand mehr sinnvoll begründen. Aber es funktioniert, denn die Bürger schlucken die staatlichen Übergriffe ins Privatleben weiterhin. Junge, gesunde Menschen, die sich bisher stets erfolgreich auf ihre natürlichen Abwehrkräfte verlassen haben, etwa bei der winterlichen Grippe, lassen sich plötzlich impfen. Kaum je aus gesundheitlichen Gründen, sondern um problemlos ins Ausland zu reisen.
Im neu erschienenen Sammelband «Null-Risiko-Gesellschaft» stellt eine Autorengruppe um Ökonom Philipp Bagus heraus, «dass die Grösse und Macht des Staates positiv zur Wahrscheinlichkeit und zum Ausmass einer Massenhysterie beiträgt. Je zentralisierter ein Staat ist und je mehr Macht ein Staat hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit und Verbreitung einer Massenhysterie.» Noch ist offen, wie man in ein paar Jahrzehnten auf Covid-19 zurückblicken wird. Eine medial-gouvernemental angefeuerte Massenhysterie, um international mehr Macht über den einzelnen zu gewinnen? Ein letztes Auftrumpfen überschuldeter Staatsapparate, deren Lenker sich mit Steuer- und Zentralbankgeldern als Weltretter aufspielen? Beides?
Corona hat die Gesellschaft gespalten. Auf der einen Seite hat sich eine grosse Gruppe von Anpassern und eine kleine Gruppe von Denunzianten herausgebildet. Ihnen gegenüber steht eine grosse Gruppe von heimlichen Massnahmenmissachtern und eine kleine Gruppe von aktiven Widerständlern.