Editorial
Den Zeitgeist kritisch zu hinterfragen, ohne sich von ihm treiben zu lassen: so lautet einer unserer publizistischen Grundsätze. Dies ist in ruhigen Zeiten einfacher als während des medialen Ausnahmezustands. Rund zehn Stunden nachdem wir das «Gut zum Druck» der April-Ausgabe gegeben hatten, sind in der Abflughalle des Flughafens Brüssel-Zaventem zwei Sprengsätze explodiert. Damit erhielt die […]
Den Zeitgeist kritisch zu hinterfragen, ohne sich von ihm treiben zu lassen: so lautet einer unserer publizistischen Grundsätze. Dies ist in ruhigen Zeiten einfacher als während des medialen Ausnahmezustands. Rund zehn Stunden nachdem wir das «Gut zum Druck» der April-Ausgabe gegeben hatten, sind in der Abflughalle des Flughafens Brüssel-Zaventem zwei Sprengsätze explodiert. Damit erhielt die Titelgeschichte mit Yuval Harari eine tragische Aktualität. Der israelische Militärhistoriker hatte – unabhängig von den jüngsten Ereignissen – mit einer wohlinszenierten Nacherzählung erläutert, wie Terror funktioniert. In der Nachlese stellen wir fest: die meisten Akteure verhielten sich auch dieses Mal genau so, wie es Harari vorausgesagt hat.
Um den konjunkturunabhängigen Blick nach vorne geht es auch in unserem Mai-Dossier. Millionen von Informatikern arbeiten täglich daran, menschliche Arbeit zu automatisieren; dabei ist ungewiss, wohin die Reise geht. Wir baten unsere Autorinnen und Autoren, zu skizzieren, was mit IT heute bereits möglich, morgen schon dringlich oder übermorgen unbedingt zu vermeiden ist. Ihre Antworten ab S. 43 sind gedacht für alle, die bisher fälschlicherweise glaubten, Informatik betreffe sie nicht – oder sei wohl eher etwas für picklige Mittzwanziger mit Kapuzenpulli. Sie sehen: wir arbeiten hart daran, Ihnen, unseren Abonnenten, möglichst viele Facetten des zeitgenössischen Lebens näherzubringen, sie zu durchleuchten – ohne Sie dabei zu überfordern. Dazu gehören Interviews, Reportagen, Essays, Kolumnen und auch Kurzgeschichten. Sie alle sind sorgfältig ausgesucht, komponiert und arrangiert. Denn wir sind überzeugt: Zeit zum Lesen ist ein Privileg! Lektüre soll deshalb auf so viele Arten bereichernd sein wie nur irgend möglich.
Viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe!
Florian Rittmeyer
Chefredaktor