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Editorial

Wenn im Dossier dieses Heftes nach dem Preis der Gerechtigkeit gefragt wird, so könnte der Eindruck aufkommen, auch die Gerechtigkeit werde damit zur käuflichen Handelsware degradiert. Wer die Dinge nicht nur beim Wort nennt, sondern den Worten auch umfassendere Bedeutungen zutraut, wird jedoch nicht daran Anstoss nehmen, wenn auch im Zusammenhang mit sozialen Fragen von […]

Wenn im Dossier dieses Heftes nach dem Preis der Gerechtigkeit gefragt wird, so könnte der Eindruck aufkommen, auch die Gerechtigkeit werde damit zur käuflichen Handelsware degradiert. Wer die Dinge nicht nur beim Wort nennt, sondern den Worten auch umfassendere Bedeutungen zutraut, wird jedoch nicht daran Anstoss nehmen, wenn auch im Zusammenhang mit sozialen Fragen von Kosten und Nutzen, von Angebot und Nachfrage und eben auch vom Preis die Rede ist. Der Preis wird aus dieser Sicht zur Messgrösse für die Differenz zwischen verschiedenen Werten, die in einem Konflikt um die jeweilige Vorliebe stehen.

In vielen Fällen kann man dem einen Wert nur Vorrang geben, wenn man bereit ist, jenen Preis zu bezahlen, der darin besteht, dass ein anderer Wert darunter leidet. Gleichheit wird damit zum Preis, den man bezahlen muss, um mehr Freiheit zu erhalten. Da die Freiheit nicht nur mit Gleichheit verglichen werden kann, sondern auch mit ihrem Gegenteil, dem Zwang, gelangt man zu jener durchaus sinnreichen Formel, die das Lebensmotto des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler war: «Der Preis der Freiheit ist die Freiwilligkeit.» Wer bereit ist, Notwendiges freiwillig zu tun, gewinnt auf der Freiheitsskala, und eine Gesellschaft, in der viele Verpflichtungen gegenüber sich selbst und gegenüber andern freiwillig übernommen werden, kann auf viele Zwangsregulierungen verzichten. Ganz unproblematisch ist die Formel nicht, denn der Alltag lehrt uns, dass es durchaus vielfältigste Formen sogenannt frei gewählter Abhängigkeit gibt, und dass so manches, was auf den ersten Blick freiwillig erscheint, eigentlich nur auf der Wahl des kleineren Übels beruht. Bei der notwendigen Reform unserer Sozialwerke geht es um ein neues Austarieren von frei gewählten und erzwungenen Abhängigkeiten, von Eigenverantwortung, selbstbestimmter Solidarität und erzwungener Solidarität. Unterschiedlichsten Betrachtungsweisen zum Trotz steht eines fest: Was auf Dauer nicht bezahlbar ist, kann nicht gerecht sein.

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(1) Die grosse Umverteilung

Mit der Umverteilung wollte der Staat ursprünglich einen Ausgleich zwischen Reich und Arm bewirken. Heute alimentieren die Umverteilungsgelder zunächst einmal die umverteilenden Instanzen, und sie erreichen die wirklich Bedürftigen nur auf kostspieligen Umwegen oder überhaupt nicht. Ein fetter Staat ist nicht automatisch gerecht – auch ein schlanker Staat kann sozial sein.

Schweizer Altersvorsorge: Kartenhaus oder solide Konstruktion?

Die demographischen Veränderungen und die letzte Börsenbaisse haben die Frage nach der Sicherheit der Altersvorsorgesysteme aufgeworfen. Der folgende Beitrag nimmt die Nachhaltigkeit und Finanzierbarkeit, die Sicherheit und Stabilität, die Flexibilität, die Effizienz, die Einfachheit und Transparenz sowie die Allokationsneutralität kritisch unter die Lupe.

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