Durch die Haut ins Innere
Äusseres und Inneres. Erscheinung und Essenz. Jacques Chessex ist Meister von beidem. Als Schriftsteller beschreibt er die sinnlich erfahrbare Wirklichkeit in der Schönheit der Natur und der Frauen, als Metaphysiker will er hinter dem Diesseits das Jenseits ergründen.
Zwei entgegengesetzte Vorstellungswelten beherrschen die meisten Bücher Jacques Chessex’. Einerseits verklärt sein Werk die wirkliche Welt und ihre unerschöpflichen Schönheiten. Schon in seiner frühen Lyrik bewies sich Chessex als Meister der Landschaftsschilderung, der mit grosser Sensibilität die Natur zu allen Jahreszeiten zu beschreiben wusste, der den Geruch der Wälder im Herbst oder die durchsichtige Klarheit des Winterhimmels aufs Papier bannen konnte. Seine Romanfiguren, die zumeist ein tragisches Schicksal erleiden, bewahren noch in ihren trübsten Momenten die Faszination für die Natur, für die Landschaften, die darin heimische Tierwelt, den Lac Léman, der diese Landstriche umschliesst und metaphorisch zum Himmel hin öffnet. So ist Chessex der Dichter einer sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit, der immer wieder und wortgewaltig Gerüche, Farben, Klänge, gastronomische Genüsse schildert und die Eindrücke fassbar macht, die man dabei erlebt. Er ist auch ein erotischer Dichter, der in vielen seiner Gedichte und Romane die Schönheit der Frau zelebriert und den weiblichen Körper, oftmals mit barocker Üppigkeit, in der Art des blasons verklärt.
Doch andererseits will dieser Autor nicht nur die äussere und zufällige Erscheinung der Welt und der Menschen abbilden. Er möchte in die Dinge eindringen, durch die Haut hindurch in das Innere sehen, ihr Geheimnis entdecken. Chessex ist ein detailbesessener Forscher, der in allem das Unsichtbare erkennen will, das Wesentliche, die Seele. Eines der häufigsten Wörter, die er verwendet, ist das unübersetzbare Verb scruter, das nicht nur sehen oder beobachten heisst, sondern weitaus mehr: sondieren, ergründen, enthüllen. Ihn treibt nicht nur der Ehrgeiz eines Dichters, der die Wirklichkeit erfahrbar machen möchte, sondern auch der Anspruch des metaphysischen Philosophen. Er geht davon aus, dass es hinter der sichtbaren Erscheinung eine tiefere Wahrheit, eine verborgene Essenz des Wirklichen gibt und hinter dem Diesseits ein Jenseits. Doch dieses Jenseits ist nicht nur eine glückliche Verheissung; es ist ein Jenseits der Grenze, ein Jenseits des Lebens.
So gibt es in Chessex, der das Naturschauspiel, die Schönheit der Welt und der Frauen elegisch verherrlicht, den düsteren, angstvollen und gequälten Dichter, der an die Heiterkeit eines lichtvollen Tages nicht gänzlich glauben mag. Der Tod ist eines der wichtigsten Motive im Werk von Jacques Chessex, dessen Romanfiguren fast alle von einer dunkeln Todesahnung verfolgt werden, vom ständigen Bewusstsein des unabwendbaren Endes, von der letzten Sicherheit des Todes, des Nichts. Eines Tages sterben zu müssen ist das natürliche und gewöhnliche Schicksal eines jeden Menschen, es ist das unentrinnbare Los der Kreatürlichkeit, aber es ist für Chessex und seine Protagonisten eine schreckliche Vorstellung und zugleich eine furchtbare Gewissheit, der eigentliche Skandal der conditio humana.
1971, also vor langer Zeit, hat man dem damals 37jährigen Autor die Frage gestellt: «Pourquoi écrivez-vous?» Seine Antwort beginnt mit der knappen und dezidierten Erklärung: «J’écris parce que j’ai peur de la mort. J’écris contre cette peur, contre la mort»1. Auch wenn Chessex heute diese Aussage relativiert, bleibt die Gegenwart des Todes im Leben dennoch ein Grundthema seines Werks und darüber hinaus die Triebfeder seiner schriftstellerischen Arbeit, sein Existenzgrund als Dichter. Für sein Bekenntnis gibt es auch einen biographischen Grund. Ganz zu Beginn seiner literarischen Laufbahn, im Jahre 1956, nahm sich sein Vater das Leben. Jacques Chessex stellt den Tod seines Vaters als das Ereignis dar, das ihn zum Schriftsteller werden liess. Sein Vater war Direktor eines Gymnasiums in Lausanne, ein anerkannter Historiker und Volkskundler, ein erfolgreicher und lebenslustiger Mann, der auf dem Höhepunkt seines Lebens auf absurde Weise starb. Für Chessex sollte von da an das Schreiben, die Literatur, diesen Tod sühnen, ihn gleichsam ausmerzen und vergelten. Das Schreiben des Sohnes sollte den Tod des Vaters wettmachen, die Leere ausfüllen und dem Nichts ein Werk entgegensetzen, als Verweigerung dessen Sterbens, als Protest gegen dessen Tod und gegen den Tod überhaupt.
Die Allgegenwart des Todes, dem die Literatur, die Kunst allgemein, eine ständige Gegenwehr bieten, machen den Grundton eines Schaffens aus, das von der Ahnung des Jenseitigen im diesseitigen Hier erfüllt wird. Jacques Chessex’ Protagonisten sind meist tragische Figuren, die mit dem Bewusstsein des Endes leben, auch und gerade dann, wenn sie sich an der Schönheit der Welt erfreuen. Die Heiterkeit des Vergessens erfahren sie selten. Das Schauspiel des blühenden Lebens ruft ihnen die unentrinnbare Vernichtung des Endes ins Gedächtnis. Es gibt für sie keine Erlösung vom Gedanken an den Tod. Gegen den Tod als empörendes, inakzeptables Faktum der menschlichen Existenz kann man sich nur auflehnen, und auch das erfolglos. Chessex’ Figuren sind denn auch oftmals Revoltierende, Rebellen, Ausbrecher, verzweifelte Glückssucher, die nur in kurzen Momenten ihres Daseins die Last ablegen und an ein Heil glauben können. Meistens ist es eine Flucht ohne wirkliche Hoffnung und ohne Ankunft. Wenn sie für einen Moment das Glück erfahren, bezahlen sie dafür einen hohen Preis, nämlich ihren Standort, ihre Stellung im diesseitigen Leben. Sie finden nicht mehr zurück in die Wirklichkeit. Das Streben nach dem Heil ist für sie eine Flucht in den Tod, entweder in den tatsächlichen – denn viele Protagonisten von Chessex’ Romanen bringen sich am Ende um – oder in einen symbolischen, wenn sie in eine Phantasiewelt fliehen, aus der sie nicht mehr zurückfinden.
In Chessex’ zweitem Roman «L’Ardent Royaume» (1975; dt. «Mona» 2005), der in vieler Hinsicht seine späteren vorwegnimmt, gibt ein angesehener, einflussreicher Lausanner Rechtsanwalt seinem Glückswunsch nach und verliebt sich in eine junge Frau, die für ihn die Inkarnation der Schönheit darstellt. Doch bald bemerkt er, dass ihn dieses Abenteuer von allem wegführt, was sein Leben ausmacht: seiner Frau, seiner Familie, seiner brillanten Karriere, seinen Freunden und Kollegen. Am Ende bricht unter seinen Füssen der Boden ein. Von allen verlassen, einem Phantom gleich, treibt er ziellos dahin wie ein gekentertes Schiff.
Auch Chessex selbst war manchmal, vor allem zu Anfang seiner literarischen Laufbahn, ein rebellischer Ausbrecher, der die bürgerlichen Konventionen verletzte, dadurch in der konservativen, prüden Westschweizer Gesellschaft Aufsehen erregte und manchen éclat auslöste. Man erinnert sich an den Band «Carabas» von 1971, wo Chessex schonungslos seine Zeitgenossen beschrieb und damit im Waadtland, in der Westschweiz überhaupt, einen Skandal verursachte. Dieser Ruf des unbotmässigen Störenfrieds haftet ihm gelegentlich noch heute an, auch wenn er sich weitgehend vom öffentlichen Leben in sein kleines Dorf Ropraz in der Broye zurückgezogen hat. Schockieren, entrüsten, Anstoss erregen können seine Bücher allerdings noch immer, wie kürzlich die Auseinandersetzung um seinen letzten Roman «L›Eternel sentit une odeur agréable» (2004) in der Pariser Literaturszene gezeigt hat.
Ausbrecher und Heilssucher: die Protagonisten von Jacques Chessex sind, wie ihr Autor, Menschen, die der sichtbaren Realität misstrauen, so verlockend diese aussehen mag. Diese Menschen sind immer auf der Suche nach dem Schlüssel des Geheimnisses, nach der Wahrheit hinter dem Anschein. Es gibt auf Französisch zwei Wörter, die das Deutsche beide mit «Geheimnis» wiedergibt, die aber durchaus verschiedene Bedeutungen besitzen: mystère und secret. Mystère bezeichnet etwas für jedermann Unbekanntes und Verborgenes, während das secret ein Geheimnis meint, das nicht für alle eines ist. Wie fast alle Menschen, sind Chessex’ Personen gebannt von allem Mysteriösen, aber sie geben sich nicht damit zufrieden, dass etwas verborgen bleibt. Sie wittern darin etwas Heimliches, ein secret, das sie aufdecken wollen. Und um etwas Heimlich-Geheimnisvolles geht es in fast allen Geschichten, die Jacques Chessex erzählt. Maître Mange in «L›Ardent Royaume» ist ein Voyeur, der sich am Anblick seiner schönen Geliebten erfreut; aber er ist ein metaphysischer Voyeur, der sich mit dem Körper seiner Freundin nicht zufrieden gibt, er will ihre Gefühle sehen, ihre Gedanken und Emotionen, kurz: ihre Seele. Auch er leugnet, dass es ein letztlich unergründbares Geheimnis geben kann und behandelt das mystère als secret. Das ist die tragische Falle, in der sich viele von Chessex’ Protagonisten auf ihrer Suche nach dem Absoluten verstricken.
Die Seele erkennen zu wollen, das Mysterium zu besitzen, das ist eigentlich das Bestreben der religiösen Mystik und vielleicht der Religion überhaupt, die an die Stelle des Wissens den Glauben setzt. Chessex selbst bekennt sich nicht zu einem konfessionellen Glauben. Auch die meisten seiner Protagonisten sind nicht im üblichen Sinn gläubig. Alle aber sind von der Religion angezogen und vom religiösen Gedankengut angetan, weil sie sich davon einen Weg zur Transzendenz erhoffen. Die Bibel ist eine ständige Referenz in Chessex’ Werk, und man könnte zahlreiche Stellen seiner Gedichte und Romane anführen, die auf die Propheten des Alten Testaments, auf Jonas, Jesaja, Hiob und andere verweisen, oder wo die Evangelien und die Heilsgeschichte zitiert werden. Auch in seinem letzten, diesen Frühling veröffentlichen Buch «Le Désir de Dieu» geht Chessex, in einer Reihe autobiographischer Skizzen und Essays, auf sein ganz spezifisches Verhältnis zum Religiösen und zu Gott ein.
Chessex hat in Lausanne eine protestantische Erziehung genossen und wurde zweifellos vom Kalvinismus geprägt, der das Geistesleben und die Kultur eines grossen Teils der Westschweiz beeinflusst hat. Allzu leicht konnte man in seinen Büchern die Spuren eines rigiden, intransigenten Kalvinismus wiederfinden, der die Menschen einem herrischen und fernen Gott ausliefert, sie zur einsamen Selbstbefragung verpflichtet und einer strengen moralischen Disziplin unterwirft, ohne sie je von ihren Zweifeln zu befreien. Nicht umsonst ist der Pastor eine typische Figur in der Literatur der protestantischen Westschweiz, zu der auch Chessex mit seinem frühen Roman «La Confession du Pasteur Burg» (1967) beigetragen hat. Ist das qualvolle Scheitern vieler von Chessex’ Protagonisten die Folge ihrer religiösen Erziehung, die ihr ganzes Leben beherrscht, selbst wenn sie die direkte Verbindung mit ihrer Religion längst aufgegeben haben? Sind sie dazu verdammt, sich ewig schuldig zu fühlen und sich am Ende selbst zu bestrafen wie Jean Calmet, die Hauptfigur in seinem bekanntesten Roman «L’Ogre» (1973; dt. «Der Kinderfresser», 2004).
Chessex selbst bestreitet nicht die Bedeutung der kalvinistischen Tradition für seine geistige Entwicklung, wohl aber den angeblichen Zwang, den diese auf die Menschen ausüben soll. Der Protestantismus habe ihm und vielen anderen Schriftstellern die Türe zu einer transzendenten, jenseitigen Welt geöffnet und damit zu einer ganzheitlicheren Vision der menschlichen Natur. Keine Selbstbeschränkung führe der Kalvinismus herbei, keine Reduktion, sondern im Gegenteil eine Erweiterung des spirituellen Horizonts.
Freilich ist die kalvinistische Prägung nicht allein der Grund für den so ausgeprägten Transzendentalismus Chessex’. Dieser wurde ebenso stark von einem anderen religiösen Einfluss bestimmt, der in gewisser Weise dem Kalvinismus entgegensteht. Zum Abschluss seiner Schulzeit, für das Bakkalaureat, ging er nach Freiburg ins Collège Saint-Michel und verbrachte dort zwei glückliche Jahre, die er als Befreiung vom Lausanner Gymnasium erfuhr. In Freiburg entdeckte er die Vielfalt einer römisch-germanisch geprägten Kultur, das Selbstbewusstsein und die Selbstverständlichkeit eines gelebten Katholizismus von weltläufiger Geistigkeit. Freiburg, wo seit dem Mittelalter zwei Sprachen und Kulturen aufeinander treffen, katholisches Zentrum in einer mehrheitlich kalvinistischen Suisse romande, vermittelte ihm auch ein anschauliches Bild der Dualität. Denn einem Protestanten muss die katholische Religion wie eine jahrhundertelang erprobte Vereinigung von Gegensätzen vorkommen, die Verbindung des Diesseits mit dem Jenseitigen.
Chessex hat nicht nur in seinen Chroniken und autobiographischen Schriften der Stadt Freiburg ein Denkmal gesetzt, sondern hat sie auch als Schauplatz eines eindrücklichen Romans gewählt, «Jonas» (1987), der vielleicht sein typischster ist, weil er die Dualität zum Thema macht und sie in der fundamentalen Ambivalenz des Protagonisten, aber auch in der Topographie des Schauplatzes konkretisiert. Viel stärker als heutzutage, war Freiburg Mitte des 20. Jahrhunderts eine sowohl geographisch als auch sozial in Oben und Unten zweigeteilte Stadt. Sie hatte sozusagen eine reiche und eine arme, eine helle und eine dunkle Seite, ein glanzvolles und ein düsteres Gesicht. Der Protagonist des Romans, Jonas Carex, ist ein erfolgreicher Kunsthändler und Schriftsteller im Zenith seines Lebens und will eines Tages mit sich und seinen Zweifeln ins Reine kommen. Er reist nach Freiburg, wo er einen Teil seiner Jugendzeit verbracht hat. Acht Tage irrt er hier ziellos umher, pendelt zwischen der oberen und der unteren Stadt hin und her, geht von der Kathedrale in die schummrigen Kneipen der Place Saint-Jean hinunter und wieder hinauf in sein nobles Hotel. Immer tiefer gerät er in die innere Krise, die ihn mit sich selbst konfrontiert, mit seinen Erinnerungen, aber auch mit ehemaligen Bekannten wie jener Frau, die er damals geliebt hat und von der er sich jetzt Rettung erhofft. Aber Rettung wovon? Dem Leser wird nicht klar, weshalb dieser Jonas so an sich und seinem Dasein verzweifelt. Man muss schliesslich denken, dass es an seinem Wesen liegt, hin- und hergerissen zu sein zwischen einer optimistischen Bejahung des Lebens und der Negation alles Lebenswerten, auch seiner selbst.
Dieser Jonas ist eine Verkörperung der Dualität der menschlichen Natur, die, wie Baudelaire schrieb, zugleich als Engel und als Bestie erscheinen kann. Und so ist «Jonas» auch der Roman des Dualen, dessen Hauptfigur keineswegs zufällig nach dem Propheten des Alten Testaments benannt ist. Chessex ist nicht der einzige Autor, der sich von der Figur des ambivalenten Propheten Jonas hat inspirieren lassen und ihn zur Chiffre des zwiespältigen, gespaltenen Menschen gemacht hat. Aber in seinem Roman hat er die Zeichen des Dualen noch verstärkt, die der Mythos Jonas ohnehin schon aufweist. Seinen Jonas verschlägt Chessex in eine zweigeteilte Stadt, wo er wiederholt ins Dunkel abtaucht und in die Helligkeit hinaufsteigt, eine Stadt auf der Grenze, zweideutig wie ein Walfisch, bei dem man ja auch nie ganz sicher ist, ob es sich eigentlich um einen Fisch handelt oder um ein Säugetier. Die Stadt seiner Jugend — denn der dunkle Bauch des Wals ist ein symbolischer Uterus, aus dem der biblische Jonas ein zweites Mal zur Welt kommt, so wie Jonas Carex sich von seinem Besuch in Freiburg eine neue Geburt erhofft, oder vielmehr eine Auferstehung.
Chessex hat seinem Roman ein offenes Ende gegeben, aber es spricht wenig dafür, dass sein Protagonist aus dem Zwiespalt hinausfinden und die Erlösung erfahren wird. «Jonas» gehört im Romanwerk von Jacques Chessex der ersten Phase an, einer Reihe von Romanen um tragische Helden, die an ihrem Schicksal zerbrechen. Chessex hat später auch Figuren geschaffen, die ihre Krise überwinden können und zum Einklang mit sich selbst finden. In diesen späteren Romanen herrscht ein versöhnlicherer Ton vor, auch wenn der Autor seinen dominanten Themen treu bleibt: der Gespaltenheit des Menschen, seiner Suche nach dem Absoluten, der Zelebration der sinnlichen Schönheit und der Erotik, der letztlichen Herrschaft des Todes über das Leben. Chessex selbst relativiert heute sein hartes Wort «J’écris parce que j’ai peur de la mort». An seine Stelle setzt er diese andere Aussage, mit der er einen Abschnitt seiner «Entretiens» betitelt: «Il y a moins de mort lorsqu’il y a plus d’art.» Daraus ist nicht das Wort mort verschwunden, wohl aber das Wort peur. Der Tod bleibt jene unüberwindliche, kreatürliche Grenze der menschlichen Existenz. Es existiert, im Diesseits, kein Mittel, ihm zu entfliehen. Aber es gibt die Möglichkeit, gegen die Todesahnung anzugehen. Es ist ein Kampf, der niemals endgültig gewonnen werden kann. Aber für einen Augenblick kann die Kunst, und auch die Literatur, die beherrschende Präsenz des Todes vergessen lassen. Wo mehr Kunst ist, da weicht der Tod etwas zurück.
1«Pourquoi j’écris». Hrsg. v. Franck Jotterand. Lausanne: La Gazette littéraire, 1971, S. 37.
Gérald Froidevaux, geboren 1949, unterrichtet französische Literatur an der Universität Basel. In seinen Publikationen beschäftigt er sich u.a. mit C.F. Ramuz, Baudelaire sowie der zeitgenössischen Literatur Frankreichs und der französischen Schweiz.