Doch, das kann man
schon machen
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Gebannt blicken derzeit alle zum Olymp der aktuellen Weltpolitik, nach Washington D.C., von wo aus täglich neue Nachrichtenblitze in die Welt geschleudert werden.
Was Donald Trump und Elon Musk aushecken, probieren, testen und verkünden, versetzt das Establishment in panische Schockstarre und hat zugleich das Potenzial, echte und dauerhafte Veränderungen auszulösen. Nach Präsident Milei in Argentinien macht sich nun tatsächlich auch die US-Regierung daran, den Staat wie versprochen zu verkleinern – und die bequem gewordene Schar der Staatsangestellten und Staatsabhängigen zurück auf den freien Markt zu befördern.
Und was passiert? Weite Teile der Bevölkerung bis weit in liberale Kreise hinein zucken zusammen. Das kann man doch nicht machen!
Die «Schocktherapie» des Bürokratieabbaus verhindern könnten gemäss NZZ-Artikel nur noch die Gerichte. «Das Zeitalter der Autokratie beginnt», folgert die «Republik» erschlagen. Autor Constantin Seibt schrieb schon anlässlich Trumps Wahl im November 2024, der Faschismus sei zurück, auch Jacqueline Badran glaubt: «Der Neofaschismus ist mitten unter uns». So wirklich gut gelaunt scheinen nur noch die Trumpisten, die Libertären und die Satirker zu sein. BabylonBee titelte augenzwinkernd: «Trump erster Faschist der Geschichte, der die Grösse der Regierung reduziert».
Wie dringend die alte, staatsgläubige Welt auch in der Schweiz eine Schocktherapie braucht, zeigen neue Zahlen von Avenir Suisse: Die zehn grössten Städte der Schweiz haben relativ zur Bevölkerung mehr als doppelt so grosse Verwaltungsapparate wie die restlichen Gemeinden: «In Biel, Lugano, Zürich, Bern und Basel ist die Zahl der städtischen Verwaltungsangestellten überproportional zum Bevölkerungswachstum gestiegen.» Von der NZZ ergänzt wird die unfassbare Zahl der Angestellten (30 000) der Stadt Zürich (450 000 Einwohner). Die grünlinken Babyboomer-Stadträte Mauch, Odermatt und Leupi sind allesamt im Pensionsalter, machen aber keinerlei Anzeichen, 2026 abzutreten.
Ich denke, der Satz «Geht nicht, gibt’s nicht» steht vor einem Comeback. Hat die Boomer-Generation die starre Welt ihrer Eltern einst herausgefordert mit anti-bürgerlichen Ideen und Handlungen, sieht sie sich nun im Pensionsalter selbst verantwortlich für aufgeblähte und erstarrte Strukturen, die gerade mal für sie selbst noch funktionieren, für jüngere aber schon längst zur Belastung geworden sind. Ex-Clariant-Verwaltungsratspräsident Rudolf Wehrli hat bei uns darüber geschrieben: Die Generation der Babyboomer wird den nachfolgenden ungedeckte Kosten und Schulden hinterlassen. Nun stehen sie einem libertären Aufbruch gegenüber, der ihren schrillen Ausruf «Das kann man doch nicht machen!» mit einem nüchternen «Doch, das kann man schon machen» erwidert.
Die Ablösung der mächtigen Klasse der Boomer wird, wie schon 1968 (oder 1848 oder 1789), nicht ohne Konflikte vonstatten gehen; womöglich wird es auch zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Denn wer bis jetzt gut vom Staat lebt, wird das Privileg, vom Geld der anderen zu leben, nicht ohne Gegenwehr aufgeben. Renten, die ausfallen oder an Kaufkraft verlieren, haben Veränderungen zufolge, die auch negativ ausfallen können, jedenfalls zwischenzeitlich.
Der Wandel kommt jedenfalls bestimmt: per Inflation, per Revolution oder per Innovation.
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