Digitale Pravda
Twitter greift im Fact-Checking neu auch die Wissenschaft an.
Der amerikanische Kurznachrichtendienst Twitter hat Halb- und Unwahrheiten den Krieg erklärt. Seit geraumer Zeit werden Fake-News und kontroverse Thesen mit einer blauen Unterzeile versehen – sie soll darauf hinweisen, dass die Mehrheit der Wissenschaft eine andere Meinung vertrete. Bei einem Donald Trump mag solches Fact-Checking sinnvoll sein. Was aber, wenn Twitter jene in die Pfanne haut, die eigentlich als glaubwürdige Quelle gelten?
Martin Kulldorff ist Professor für Medizin an der Harvard University. Seine wissenschaftlichen Paper zu Themen wie der Ausbreitung von Epidemien oder der Sicherheit von Impfungen sind populär – gemäss Google Scholar wurde er bereits 25 312mal zitiert. Jüngst hat sich Martin Kulldorff auf Twitter zur Coronaimpfung geäussert: Es sei nicht notwendig, dass sich jeder gegen das Virus impfe. Twitter scheint diese Aussage nicht zu billigen: Kulldorffs Tweet sei «irreführend». Der schwedische Wissenschafter will das wiederum nicht unkommentiert stehenlassen: In einer Folgenachricht fordert er Twitter auf, die Quellen hinter dem Fact-Checking offenzulegen. Auf wen bezieht sich der Kurznachrichtendienst eigentlich? Auf die Wissenschaft scheint es nicht zu sein. Eine Antwort von Twitter-CEO Jack Dorsey hat Kulldorff übrigens nicht erhalten. (jb)