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Die Wachstumskritiker liegen konsequent falsch. Aber schön, gibt es sie!

Die Umweltverantwortungsinitiative wiederholt die Denkfehler früherer grüner Aktivisten.

Die Wachstumskritiker liegen konsequent falsch. Aber schön, gibt es sie!
Der technische Fortschritt hat dazu geführt, dass die gleiche landwirtschaftliche Fläche immer mehr Ertrag liefert, Bild: Pixabay/pcjvdwiel.

Die Lage ist ernst. Wir stehen vor Hungersnöten unvorstellbaren Ausmasses. Unsere Ressourcen werden in wenigen Jahren erschöpft und die Natur zerstört sein. Es bleibt uns nur noch ein Weg: Das Wirtschaftswachstum sofort stoppen, den Kapitalismus abschaffen und zurück zur Natur gehen.

Diese düstere Beschreibung könnte von den Jungen Grünen stammen. Ihre «Umweltverantwortungsinitiative», über die am 9. Februar abgestimmt wird, will das Wirtschaftssystem, das für Wachstum und Wohlstand gesorgt hat, umkrempeln und durch ein «Degrowth»-Modell ersetzen. Tatsächlich sind die Schreckensszenarien über 50 Jahre alt. Sie finden sich im Buch «Die Grenzen des Wachstums», das 1972 vom Club of Rome herausgegeben wurde, sowie in «The Population Bomb» von Paul Ehrlich von 1968.

Es ist interessant, die Fehlprognosen von damals zu lesen. Zugleich stimmt es nachdenklich, dass die Weltuntergangspropheten seither nicht etwa stiller geworden sind, sondern so überzeugt wie eh und je vor der bevorstehenden Apokalypse warnen. Dabei machen sie immer wieder die gleichen Denkfehler.

  1. Es geht weiter wie bisher. Die Modelle, die der Club of Rome verwendete, gingen von endlichen Ressourcen aus, von denen immer mehr verbraucht werde. Tatsächlich werden die Produktionsprozesse aber immer effizienter – was wenig verwunderlich ist, schliesslich hat kein Unternehmen Lust darauf, mehr Material für seine Produkte einzusetzen als nötig. Nur ein Beispiel: Eine hundskommune Getränkedose benötigt heute 85 Prozent weniger Aluminium als in den 1960er-Jahren, wie der Ökonom Andrew McAfee in seinem Buch «Mehr aus weniger» aufzeigt. Wir brauchen auch immer weniger Plastik, Holz oder Landwirtschaftsfläche, obwohl wir immer reicher werden.
  2. Es gibt keine Innovation. Selbst wenn nicht beliebig viele Ressourcen zur Verfügung stehen, stellt das kein unüberwindbares Hindernis dar. So stiegen die Preise seltener Erden, die insbesondere in Elektronikgeräten zum Einsatz kommen, 2011 innerhalb weniger Monate um den Faktor vier und mehr, nachdem China Exportbeschränkungen beschlossen hatte. Dennoch sind uns die iPhones nicht ausgegangen. Die Firmen suchten Alternativen – und fanden sie. Heute liegen die Preise (trotz Inflation) deutlich tiefer als vor der Preisexplosion.
  3. Das Potenzial von Rohstoffen ist fix. In den 1970er-Jahren debattierten Wissenschafter ernsthaft, ob es sich überhaupt noch lohne, den Hunger in Ländern wie Indien zu bekämpfen. Der Ökologe Garret Hardin erklärte, Indien Nahrungsmittelhilfe zu schicken sei, wie wenn man Überlebende einer Schiffskatastrophe auf ein überfülltes Rettungsboot lasse. Diese Argumentation wäre nachvollziehbar, wenn man davon ausgeht, dass eine gegebene Menge Boden nur eine bestimmte Menge Nahrungsmittel hergibt. Das stimmt jedoch nicht, wie sich gezeigt hat: Innovationen in der Landwirtschaft (wie die Züchtung effizienterer Sorten) haben dazu geführt, dass der landwirtschaftliche Ertrag seit den 1960er-Jahren um über 250 Prozent gestiegen ist.
  4. Wir passen uns nicht an. Die grösste Sorge der grünen Wachstumsgegner ist der Klimawandel. In ihren Weltuntergangsszenarien gehen sie nicht nur davon aus, dass sich die Wirtschaft nicht verändert, sondern auch davon, dass die Menschen weiter wie bisher leben werden und sich nicht an veränderte Bedingungen anpassen. Das ist realitätsfremd. Tatsächlich ist die Zahl der klimabedingten Todesfälle im letzten Jahrhundert um 98 Prozent gesunken. Nicht weil sich die klimatischen Bedingungen verbessert hätten, sondern weil die Menschen sich besser gegen Umweltkatastrophen schützen können. Zu verdanken ist das dem höheren Wohlstand und dem technischen Fortschritt.
  5. Der Kapitalismus ist böse. Der Schuldige an der angeblichen Zerstörung der Natur ist für die Jungen Grünen klar: «Grosskonzerne» (sic), die nur auf Profit und Wachstum aus seien. Eine solche Argumentation kann nur von Leuten kommen, die kaum Kenntnis von der Privatwirtschaft haben, sondern Studenten oder Berufspolitiker sind (man schaue sich nur die Mitglieder des Initiativkomitees an). In ihrem Weltbild wird Kapitalismus nicht von ihrem Lieblingscafé gemacht, sondern von finsteren, anonymen Konzernen. Alle Vorteile des Kapitalismus – Wohlstand, materielle Sicherheit, moderne Medizin, Geld für Bildung und Kultur – nehmen sie hin als natürliche Gegebenheit.

Eigentlich sind die misanthropischen Wachstumskritiker der beste Beweis für den Erfolg des Kapitalismus. Es muss einem richtig gut gehen, wenn man den Schlüssel zum Glück im «grünen Schrumpfen» sieht. Die Armen, um die sich die Aktivisten angeblich sorgen, wollen kein Schrumpfen, sondern im Gegenteil mehr Wachstum, damit sie dem Elend entfliehen und materielle Sicherheit erreichen können.

«Es muss einem richtig gut gehen, wenn man den Schlüssel zum Glück im «grünen Schrumpfen» sieht. Die Armen, um die sich die Aktivisten
angeblich sorgen, wollen kein Schrumpfen.»

Hoffen wir also, dass uns die miesepetrigen Wachstumskritiker noch möglichst lange erhalten bleiben. Das wird nur möglich sein, wenn der Kapitalismus auch künftig seine Wunder wirken kann.

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