Die Schweizer Weinwirtschaft konkurriert auf einem
subventionierten Markt
Ronnie Grob stellt zu Recht fest: Guter Wein verkauft sich, weil er schmeckt – nicht, weil er beworben wird. Dennoch greift seine Polemik gegen die staatliche Absatzförderung für Schweizer Wein zu kurz. Eine Replik.

Dieser Beitrag ist eine Replik auf den Text «Mit Pausenwein die Schweizer Winzer retten», erschienen als Newsletter «Grob Gesagt» am 5. Mai 2025.
In einem liberalen Umfeld sollte Werbung kein Selbstzweck sein – und eigentlich auch keine Daueraufgabe des Staates. Die Realität des europäischen Agrarmarkts sieht jedoch anders aus. Länder wie Frankreich, Italien, Österreich oder Spanien investieren massiv in Exportförderung, auch mit staatlichen Mitteln – und auch auf dem Schweizer Markt. An gut frequentierten Weinmessen und in Verkaufskampagnen hierzulande sind oft genau jene Produzenten präsent, die über EU-Förderprogramme mitfinanziert werden. Die Schweizer Weinwirtschaft konkurriert also nicht auf einem fairen Markt, sondern auf einem subventionierten. Ohne Gegenmassnahmen verliert sie Sichtbarkeit, Marktanteile – und letztlich Wertschöpfung und Arbeitsplätze in ländlichen Regionen.
Wichtig ist: Die staatliche Absatzförderung in der Schweiz funktioniert nicht als reine Subvention, sondern nur im Modus der Co-Finanzierung. Die Branche muss mindestens die Hälfte aller Kosten selbst tragen – sei es für Messeauftritte, Werbung oder Exportförderung. Kein Rappen wird gesprochen, wenn nicht auch die Produzenten mitziehen. Das ist marktwirtschaftlicher, als es auf den ersten Blick scheint. Der Staat bietet also keinen Schutzraum, sondern ein Sprungbrett – zur Eigeninitiative unter ungleichen Bedingungen.
«Die staatliche Absatzförderung in der Schweiz funktioniert nicht als reine Subvention, sondern nur im Modus der Co-Finanzierung. Die Branche muss mindestens die Hälfte aller Kosten selbst tragen.»
Es geht um Rahmenbedingungen
Zweifel am langfristigen Nutzen staatlicher Werbung sind legitim. Aber es wäre falsch, deren Wirkung pauschal zu negieren. Auch internationale Marken investieren Milliardenbeträge in Marketing, obwohl niemand behauptet, dass Werbung die einzige Grundlage für Kaufentscheidungen sei. Es geht um Rahmenbedingungen – und darum, ob die Marktteilnehmer gleiche Chancen haben oder nicht.
Statt also reflexhaft gegen Förderung zu wettern, sollten wir diskutieren, unter welchen Voraussetzungen solche Massnahmen sinnvoll, befristet und zielgerichtet sein können. Und dazu vielleicht ein Glas der vielen Schweizer Weinspezialitäten geniessen – dank einer Weinwirtschaft, die auch in schwierigen Marktverhältnissen ihren Platz behauptet.