Die Schweiz als amtlich
empfohlener Zufluchtsort für Deutsche?
Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hält die Bürger dazu an, rechtzeitig für den Krisenfall vorzusorgen. Dabei zeigt es auch einen Koffer mit dem Schweizerkreuz. Ein psychologisch erklärbares Missgeschick.
Auf den 1. Dezember hat sich das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für die Leser der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) etwas Besonderes einfallen lassen. Es veröffentlichte zwar keinen Adventskalender, aber immerhin ein buntes Inserat, mit dem es Grundsätze der individuellen Krisenvorsorge in Erinnerung ruft. Dazu gehören das Halten eines Notvorrats und die sichere Aufbewahrung wichtiger Ausweispapiere – Ratschläge, die für Schweizer, die den Kalten Krieg noch miterlebt haben, ganz vertraut klingen («Kluger Rat – Notvorrat!»).
Das Inserat mit wenig Text und vielen Bildern ist professionell gestaltet und auf einer der vorderen (und wohl nicht ganz günstigen) Seiten der FAZ platziert. Es appelliert im Grunde an die Eigenverantwortung – und welcher Liberale wollte dagegen etwas einwenden? Eigentlich ist es ja erfreulich, wenn sogar in Deutschland bei einer Behörde die Einsicht keimt, dass der Staat nicht für alles und alle vorsorgen kann, sondern dass der Bürger seine Verantwortung selber wahrnehmen muss.
Eines der Bilder wirft allerdings Fragen auf. Es zeigt einen roten Koffer mit dem Schweizerkreuz. Was will das BBK damit mitteilen? Gehört es vielleicht zu einer vorausschauenden Krisenvorsorge, auch einen Plan B zu haben? Sollte, wer sich wie das BBK #FürAlleFälleVorbereitet, einen Koffer (und ein Asyl) in der Schweiz haben? Oder möchte das BBK dem Bundesbürger nahelegen, einen Teil des Ersparten in der Schweiz in Sicherheit zu bringen? Auch das erinnert an frühere Zeiten, als viele Deutsche ihr Geld zu den helvetischen Banken brachten – allerdings mehr auf der Flucht vor der gestrengen Steuerbehörde und den hohen Steuersätzen im eigenen Land als aus Furcht vor einer internationalen Krise.
Die Wahrheit ist prosaischer. Für die Darstellung des Notfallkoffers gibt es keinen verbindlichen Standard. Weisses Kreuz auf rotem Grund, rotes Kreuz auf weissem Grund, andere Farben oder sogar andere Symbole als das Kreuz, anything goes. Die Variante mit Schweizerkreuz birgt zwar eine gewisse Verwechslungsgefahr. Sie weckt umgekehrt aber positive Assoziationen zu unserem Land, als Sinnbild der Krisenfestigkeit des «Sonderfalls» Schweiz. In diesem Sinne: Vielen Dank, liebes BBK, für die Gratiswerbung! (pk)