Die Rechnung, bitte!
Bis weit ins bürgerliche Lager hinein scheint klar: Das «Migrationsproblem», das ist vor allem eines mit «dem Islam».
Europa ringt mit der Migration – nach den hässlichen Silvesterereignissen von Köln inbrünstiger denn je. Eine bürokratische Herausforderung versteigt sich zur Glaubensfrage. Schuld daran ist «die Kultur». Links wie rechts scheint ausgemacht: Wir stehen mitten in einem Kulturkampf. Mit – je nach Perspektive – unterschiedlichem Frontverlauf.
Von Pegida über Front National bis weit ins bürgerliche Lager hinein scheint klar: Das «Migrationsproblem», das ist vor allem eines mit «dem Islam». Nicht die Menge der Migranten ist demnach das Problem, sondern deren Religion. «Kulturfremd» sind die Zuzügler aus Syrien, Irak und Afghanistan, und darum besonders schwer zu integrieren. Ein Beleg: die Silvesterübergriffe nordafrikanischer Randalierer. «So ist es halt, das primitive Frauenbild des Islams.»
Nein!, tönt es von links. «Es sind nicht die muslimischen Männer, es sind die Männer!» Chauvinismus herrscht demnach auch auf dem Oktoberfest. Der Mann von heute, nicht besser als der Neandertaler – instinktgetrieben und übergriffig. Es herrscht eine «Rape Culture», eine Vergewaltigungs(un)kultur, die die Entwürdigung der Frauen verniedlicht, ja den Opfern eine Mitschuld andichtet.
Carl Schmitt hätte seine wahre Freude. Denn derartige «Kulturkämpfe» kennen nur Freund oder Feind. Grautöne gehen unter, gefragt ist die (Hyper-)Moral der Einteilung in Gut und Böse. Doch wo Kulturdünkel den Diskurs beherrschen, stirbt die Vernunft. Ich wünsche mir in diesen Zeiten vor allem eines: knallharten Neoliberalismus! Denn: sein vermeintlich kalter Blick richtet sich auf Kosten und Nutzen. Was kostet die Integration, welchen Gewinn wirft sie ab? Was kostet es eigentlich, Europas Grenzen stärker zu überwachen – und: wer profitiert davon? Immobilienpreise, Arbeitskraft und Bildungsinvestitionen – alles furchtbar profan, sicher, aber eben auch wunderbar rational. Nur so lassen sich Probleme greifen. Vor allem aber: nur so lässt sich die eskalierende Konfrontation der linken und rechten «Kulturkämpfer» auflösen.