Die Nationalbank ist der Schweizer Trumpf im Zollstreit mit den USA
Die Schweiz hat in den Verhandlungen mit Trump wenig in der Hand – ausser den Unmengen an US-Staatsanleihen in der SNB-Bilanz. Hier könnte der Schlüssel liegen.

Die Schweiz steht mit dem Rücken zur Wand. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter versucht zurzeit mit ihrer Delegation in Washington, die durch Donald Trump angekündigten Zölle von 39 Prozent in letzter Minute abzuwenden. An Verhandlungsoptionen fehlt es der Schweizer Delegation sicherlich nicht. Medien, Politiker und Experten haben in den letzten Tagen fleissig mögliche Verhandlungstaktiken und Geschenke an die USA zusammengetragen.
Dabei müsste Keller-Sutter dem US-Präsidenten zuerst einmal erklären, dass über die Hälfte des Schweizer Handelsbilanzüberschusses aufgrund der massiven Goldkäufe durch Amerikaner bei unseren Goldraffinerien im ersten Halbjahr 2025 zustande kamen. Ironischerweise sind die Panikkäufe aufgrund der drohenden Einführung von Zöllen auf Edelmetallen (welche aber ausblieb) von Trump selbst verursacht worden! Die Tessiner Goldraffinerien gehören zur Weltspitze und werden oft für das «Umschmelzen» von Kilogramm-Barren in Unzen-Münzen und umgekehrt genutzt. Die Margen bei diesem Umschmelzen sind jedoch marginal. Eine Verlegung der Schmelzen in die USA wäre ein Eigengoal.
Die EU kann nicht der Massstab sein
Am 27. Juli kommunizierte Ursula Von der Leyen stolz, die Zölle von 30 auf 15 Prozent heruntergehandelt zu haben. Die EU machte Zusagen für Investitionen in der Höhe von 600 Milliarden Dollar bis 2028 und den Kauf von Energie im Umfang von 750 Milliarden Dollar. Zudem verzichtet die EU auf Zölle auf US-Exporte in die EU etwa für Industrieprodukte, Fahrzeuge, Landwirtschafts- und Energieprodukte, was amerikanischen Firmen erheblich bessere Marktzugänge verschafft. Der Deal ist sehr teuer für die EU und sehr positiv für die USA. Das müsste die kleine, unabhängige Schweiz besser hinkriegen.
Der US-Präsident will mehr als ein paar Milliarden Investitionsversprechen. Auch Kaufzusagen für überteuertes Flüssiggas, Antibiotika-Rindfleisch, genmanipuliertes Getreide oder Mandeln aus den USA werden ihm nicht reichen. Abgesehen davon, dass die Schweizer Konsumenten diese Produkte ohnehin kaum nachfragen. Im Vergleich zur EU ist die Schweiz zu klein, um auf imposante Milliardenbeträge zu kommen. Trump will massiv tiefere Preise für die Medikamente von Roche und Novartis in den USA. Diese liegen jedoch nicht in der Zuständigkeit der Landesregierung. Die Entscheidung liegt in den Führungsetagen der Schweizer Pharmakonzerne.
Wie also könnte man den Zollhammer nun noch abwenden? Ich hätte da eine Idee…
Vier Fliegen auf einen Streich
Die Schweiz ist ein demokratischer Schwesterstaat der USA und kann stolz sein auf seine Werte. Keller-Sutter und Guy Parmelin sollten jetzt selbstbewusst an den Verhandlungstisch. Die USA sollen spüren, dass wir eine ernstzunehmende Verhandlungspartei sind und ebenfalls Druck ausüben können.
«Der Verkauf von US-Bonds ist wohl das, was Trump derzeit am wenigsten gebrauchen kann. Und vielleicht eines der wenigen echten Druckmittel der kleinen Schweiz gegen die USA.»
In Keller-Sutters Lage würde ich in Aussicht stellen, dass die Schweizerische Nationalbank US-amerikanische Staatsanleihen im Wert von 39 Milliarden Dollar verkauft und mit dem Erlös physisches Gold aus den USA kauft. Damit würde die SNB gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
- Erstens wäre auf einen Schlag die Handelsbilanz ausgeglichen (wenigstens für das laufende Jahr).
- Zweitens würde die SNB die Finanzierung der US-Staatsausgaben sofort stoppen und die amerikanische Schuldenorgie von über 37 Trillionen Dollar nicht weiter unterstützen.
- Drittens könnte die SNB ihr grosses Währungsrisiko im Dollar stark reduzieren. Dieses war übrigens hauptverantwortlich für den kürzlich publizierten Milliardenverlust der Nationalbank.
- Viertens würde die Kaufkraft unserer Währungsreserven dank dem neu gekauften Gold langfristig besser erhalten bleiben als im US-Dollar. Dessen Wert hat sich in den letzten 25 Jahren gegenüber dem Franken halbiert.
Der Verkauf von US-Bonds ist wohl das, was Trump derzeit am wenigsten gebrauchen kann. Und vielleicht eines der wenigen echten Druckmittel der kleinen Schweiz gegen die USA.
Nun höre ich schon SNB-Präsident Martin Schlegel einwenden, dass die Geldpolitik der Nationalbank unabhängig von der Wirtschaftspolitik sein müsse und das Mandat der SNB die Wertstabilität des Frankens sei. Das ist richtig. Aber der Kauf von Gold würde die langfristige Wertstabilität des Frankens immens erhöhen. Das wäre gerade in der aktuell unsicheren geopolitischen Lage durchaus sinnvoll.