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Die Kunst der Stunde: Performance Art


Performance Art gilt weithin als die Kunstform der Stunde. Ständig und überall «beleben» Performances das Kunstgeschehen! Während im artverwandten Happening der 1960er und 1970er Jahre noch eine gewisse Komik angelegt war, herrscht bei der Performance heute aber ein heiliger Ernst vor. Das liegt vor allem daran, dass dem Publikum nie ganz klar ist, welches Detail, welche Handlung während der Performance gerade wichtig ist – wenn etwa Marina Abramovic endlos lange ihr Gegenüber anstarrt oder Tino Seghals Komparsen in unberechenbare Zuckungen ausbrechen. Deshalb betrachtet das Publikum alles, selbst die allerbanalste Bewegung, mit der gleichen Ehrfurcht. Die Performancekünstler geben sich gerne als Hüter des Sakralen – gerade auch, um sich von den traditionellen «Dummen Augusts» oder Fussgängerzonenclowns abzugrenzen.

Nicht von ungefähr wird eine domestizierte Performance als Highlight im Museumsalltag eingebaut: Befriedigt sie doch einerseits den Wunsch nach spektakulärer Unterhaltung, andererseits die Sehnsucht nach dem Erleben eines unwiederbringlichen Augenblicks, schliesslich den Wunsch nach direkten menschlichen Begegnungen, am besten mit den persönlich performenden Künstlern – in einer Welt, in der immer mehr Kontakte nur noch über ausgefeilte Kommunikationsmittel abgewickelt werden. Performances sind hochgradig marketingtauglich. Es liegt auf der Hand, dass sie sich besonders gut eignen, um auch Tagungen, Kundenanlässe oder Dinners mit einer künstlerischen Aura zu verzaubern – wobei den Künstlern dann doch noch die Rolle der Clowns zukommt, wenngleich vielleicht auf etwas höherem Niveau.

Seien wir ehrlich: Für die allermeisten Performances braucht man weder künstlerisches Talent noch grosse schauspielerische Fähigkeiten, noch Startkapitel. In dieser Kunstdisziplin herrscht ein fröhlicher Dilettantismus, frei nach dem Motto: «Das kann ich auch!» Warum also nicht mal ausprobieren? Auf der nächsten Betriebsfeier oder dem nächsten Kindergeburtstag?

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