«Die KI betritt einen Raum, in dem wir noch nie waren»
An einem Workshop des Schweizer Monats erklärt Christoph Hess die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Und lässt die Teilnehmer ihren eigenen Chatbot bauen.
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Doch noch fällt es uns schwer, zu begreifen, welche Veränderungen sie für die Wirtschafts- und Arbeitswelt bringt. Das zeigte sich am Workshop des Schweizer Monats am Dienstag in Zürich bereits im Einführungsreferat von Zeno Staub, ehemaliger CEO von Vontobel, der das KI-Startup WorldReplica gegründet hat. «KI ist für White-Collar-Arbeitnehmer, was die Dampfmaschine für Blue-Collar-Angestellte war», so eine von Staubs Thesen.

Viele Tätigkeiten würden künftig von Maschinen übernommen – was die Frage aufwerfe, welche Fähigkeiten Menschen heute noch erlernen und entwickeln sollten. Die Arbeit des Programmierens von Webseiten etwa, noch vor kurzem ein sicherer Job für ausgebildete Informatiker, könnte schon bald fast ganz von der künstlichen Intelligenz übernommen werden. Die KI werde aber nicht die Weltherrschaft übernehmen, auch würden Roboterarmeen keine Kriege gegen die Menschheit anzetteln.
Auf diesen Einstieg ins Thema folgte der praktische Teil. Christoph Hess, Gründer der KI-Beratungsfirma CPLTS, zeigte ganz konkret, dass ChatGPT viel mehr kann als Unterstützung bei Hausaufgaben und Bewerbungen.

Unter Hess’ Anleitung konnten die zwei Dutzend Teilnehmer ihren eigenen Chatbot erstellen und daran herumtüfteln. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt: Jemand liess seinen Chatbot die Vorzüge des Sechseläutens formulieren, ein anderer baute einen Schnupfspruch-Generator.
In der praktischen Anwendung und durch die Erläuterungen von Hess dazu lernte man viel darüber, wie KI-Tools eingesetzt und mit eigenen Daten und Archiven verknüpft werden können, aber auch darüber, was in Zukunft noch möglich sein wird. Früher seien KIs eingeschränkt gewesen durch die Daten, mit denen sie gefüttert wurden, so Hess. «Nun verlassen sie das Korsett der Trainingsdaten und betreten einen Raum, in dem wir noch nie waren.»

Hess beantwortete auch die zahlreichen Fragen kompetent. Es entstanden spannende Diskussionen, die beim anschliessenden Apero fortgeführt wurden. (Lukas Leuzinger)

Fotos: Joanna Joos