Die gute Politikerin
«The Diplomat» versucht zu zeigen, dass es auch gute Politiker geben kann. Leider ist die Geschichte arg unrealistisch.
Eher gegen ihren Willen wird Kate Wyler, eine US-Diplomatin in Afghanistan, zur neuen Botschafterin in London erkoren. Kaum angekommen, erfährt sie, dass sie die in einen Skandal verwickelte Vize-Präsidentin der USA nächstens ersetzen soll. Der Plot der ersten Staffel von «The Diplomat» ist reichlich unrealistisch, die von Keri Russell gespielte Heldin ein ziemlicher Übermensch. Ihre wenigen Schwächen gehen problemlos als liebenswert durch: Sie trägt ungern elegante Kleider oder schicke Schuhe, und hat sich in einer gescheiterten Ehe mit ihrem Mann herumzuschlagen. Auch er ist Diplomat, der jedoch im Gegensatz zu Kate eigene Ambitionen hegt und ein undurchsichtiges Spiel treibt. Der Realitätsferne zum Trotz kann sich das Resultat sehen lassen, auch wenn die Qualität einzelner Folgen arg schwankt. Da der alternde Präsident, gespielt von Michael McKean, stark an Joe Biden erinnert, würde es nicht überraschen, wenn die Heldin in der zweiten Staffel zur allseits beliebten Vizepräsidentin aufsteigt, und in der dritten zur Präsidentin – natürlich gegen ihren Willen, denn Machtansprüche hat sie keine. Gemeinsamkeiten mit der aktuellen US-Vizepräsidentin Kamala Harris gibt es keine, denn die steckt nach wie vor im Beliebtheitstief. Aber vielleicht kann ihr diese Serie ja helfen, da herauszufinden. (rg)