Die Enkel austricksen
Franz Hohler lässt in seinen neuen Erzählungen der Kreativität freien Lauf.
Es beginnt alltäglich, fast langweilig. Etwa mit einem pensionierten Steuerbeamten, der zum ersten Mal dem Geburtstagskalender im Bad genauere Beachtung schenkt. Doch Franz Hohler schafft es in seinen Kurzgeschichten jedes Mal, aus dem vermeintlich Alltäglichen unerwartete, mysteriöse, unterhaltsame und berührende Geschichten zu spinnen. So auch in seinem neuen Erzählband «Der Enkeltrick». Der Titel bezieht sich auf die erste Geschichte, an deren Anfang ein ebensolcher Enkeltrick steht. Man könnte den Titel aber auch so verstehen, dass Grosseltern das Buch dazu nutzen können, nervenaufreibende Enkelkinder – und sich selber – zur Ruhe oder weg vom Bildschirm zu bringen. Jedenfalls eignen sich die Geschichten dafür bestens; sie sind so lebendig und leichtfüssig geschrieben, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen will.
Er habe keine Befürchtungen vor einem Einbruch der Kreativität, sagte Hohler vergangenes Jahr im Interview im Schweizer Monat. «Aber es ist wichtig, dass sie aktiviert und am Leben erhalten wird. Und dass die Kinder nicht im Internet ersaufen.» Seine diesbezügliche Pflicht hat der 78-Jährige jedenfalls getan. (lz)